Rezension von Maja.
Titel: Dämonenkind
Autor: Jennifer Roberson
Originaltitel: Shapechangers (Wolfsmagie)/ The Song of Homana (Das Lied von Homana)
Verlag: Heyne
ISBN: 345352392X
Euro: 9,95
Veröffentlichungsdatum: November 2007
Seiten: 736
Serie: Cheysuli-Zyklus #1
Come in: Geschenk
Einst stand das magische Volk der Cheysuli an der Seite des Königs von Homana. In Gestalt von Wölfen, Falken oder anderen Tiergestalten, den sogenannten Lirs, dienten sie dem König mit ihrer Magie bei der Verteidigung Homanas gegen seine Feinde. Doch in ferner Vergangenheit beging ein Cheysuli einen Treuebruch, indem er die Tochter des Königs entführte und sie ehelichte. Seitdem sind die Cheysuli Gejagte im eigenen Land. Als Dämonen verschrieen werden sie von den Menschen gefürchtet und gehasst.
Erst wenige Jahrzehnte sind vergangen, seit das Qu'mahlin, wie die Cheysulis die Ausrottung ihrer Rasse bezeichnen, begonnen hat. Die junge Alix, die nichts von ihrer schicksalhaften Verbindung zu den Cheysulis ahnt, wird von dem kriegerischen Cheysuli Finn entführt und zu seinem Stamm gebracht. Inmitten des magischen Volkes und ihrer Tiergestalten, den Lirs, muss Alix sich der Wahrheit stellen, dass sowohl Menschen- als auch Cheysuliblut durch ihre Adern fließt. Trotz heftigster Widerstände nimmt sie das Erbe ihres Vaters an und verliebt sich in den Stammesführer Duncan.
Als das benachbarte Volk der Solinder mit dem Magier Tynnstar das hoheitliche Homana angreift, muss Alix erkennen, dass es ihre Bestimmung ist, die Menschen und die Cheysuli zu versöhnen, damit die beiden Völker gemeinsam im Krieg gegen den Feind bestehen können. Und dann ist da noch Prinz Carillon und ein weiterer kriegerischer Cheysuli, die in Alix verliebt sind.
Um das Buch einigermaßen verstehen zu können, muss man wissen, dass der Cheysuli-Zyklus insgesamt 9 Bände umfasst, die allesamt in den 80er/90er Jahren herausgebracht wurden, in der Zeit, wo Marion Zimmer Bradley bekannt wurde. Die Autorin selbst ist mit Zimmer Bradley befreundet.
Die Bände einzeln zu ordnen, stellt den Leser vor eine echte Herausforderung, denn die damaligen Zyklusteile erschienen sowohl unter anderen Titeln, in anderen Verlagen und als ob das nicht schon Schwierigkeiten genug birgt, gab es gänzlich anders ausschauende Buchcover, die stellenweise an Comicdarstellungen erinnern.
Im Jahr 2007 hat sich dann der Heyne Verlag entschieden, den gesamten Zyklus in 4 Bänden herauszubringen. Da dies bei 9 Büchern zu Problemen führt, wurden kurzfristig zwei Bände zu einem Roman zusammengefasst. Dies bewirkt bei dem ersten Teil "Dämonenkind", dass dieses Buch die zwei alten Geschichten, nämlich "Wolfsmagie" und "Das Lied von Homana", enthält. Das hat mich anfangs sehr verwirrt, denn die erste Geschichte wird aus Alix Perspektive in der dritten Person erzählt und die zweite in der Ich-Form von Prinz Carillon.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird in "Dämonenkind" einen echten Fantasy-Schmöker finden, und wie das bei Schmökern oftmals der Fall ist, zieht sich die Geschichte in die Länge, was bei 736 Seiten ein echtes Stück Lesearbeit bedeutet.
Ich wollte "Dämonenkind" unbedingt lesen, weil mir die aktuellen Romane der Autorin so gut gefallen haben (Die Karawane und Im Dämonenwald). Allerdings wurde mir nach Lektüre der ersten Seiten schnell klar, dass es sich bei "Dämonenkind" um das Debüt von Jennifer Roberson handeln muss, denn der Roman hat seine Längen und stellt einen Vertreter eher durchschnittlicher romantischer Fantasy dar. Insbesondere der erste Teil beinhaltet viele Schwächen eines Debüts.
Im ersten Teil lernen wir die junge Alix kennen, die auf mich unglaubwürdig und unsympathisch wirkt. Sie handelt unglaublich dumm und benimmt sich wie ein bockiges Gör. Sicher, sie ist jung und naiv, und das habe ich mir beim Lesen diverse Male vor Augen geführt, aber es half nichts: Diese Art von Heldin nervte mich bereits nach kurzer Zeit - egal, was Alix tat, es handelte ihr stets kaum Konsequenzen ein und sie war nicht lernfähig. Ich verspürte bereits nach kurzer Zeit das Bedürfnis, dieser jungen Alix das Buch um die Ohren zu hauen.
Nach Lektüre des ersten Teils von "Dämonenkind" erschien es mir unklar, warum der Cheysuli-Zyklus seinerzeit für solche Furore sorgte.
Der zweite Teil des Romans scheint von einer ganz anderen Autorin geschrieben, denn er ist um Längen besser. Hier wird die Geschichte in der Ich-Form aus der Sicht des Prinzen Carillon beschrieben und lässt das spätere Potenzial der Autorin erahnen. Die Geschichte spielt einige Jahre später und knüpft an die vorhergehende Handlung an. Nach einigen Jahren Krieg und der Flucht mit Finn an seiner Seite, kehrt Prinz Carillon nach Homana zurück, um sich seinen rechtmäßigen Thron vom Feind zurück zu erobern, doch es gilt zuvor die Völker der Menschen und die Cheysuli zu vereinen, damit sie gemeinsam gegen die magischen Truppen des Thronräubers bestehen können.
Eine radikale Kürzung seitens eines Lektors hätte diesem Buch gut getan. Die Geschichte hat ihre Längen - politische Scharmützel, das übliche Geplänkel am Hof und immer und immer wieder das Heraufbeschwören des eigenen Schicksals -, das war mir oftmals zu ermüdend.
Obwohl die Geschichte gut erzählt ist, mit vielen Details und nicht uninteressant, scheinen die wichtigen Ereignisse viel zu oft von unnützen und in die Länge gezogenen Beschreibungen verschüttet, so dass man eine gehörige Portion Geduld an den Tag legen muss, um das Buch nicht das ein und andere Mal in die Ecke zu werfen. Darüber hinaus fühle ich mich etwas betrogen, denn der Klappentext verspricht eine romantische Geschichte mit Liebe. Das habe ich vergeblich gesucht: Wenn es um "Liebe" ging, dann in erster Linie um den nächsten Thronfolger, das Erbe des Blutes und die Verpflichtungen am Hof. Von wahrer Liebe keine Spur, stattdessen immer wieder Kriegsschauplätze und das ewige Herumreiten auf der Prophezeiung, einer Art Blutschwur, die ein Cheysuli entgegen aller Widrigkeiten erfüllen muss.
Weiterhin gibt es Ungereimtheiten. Anfangs ist das Gör Alix dem Cheysuli Duncan noch abgeneigt, dann nennt er sie zweimal "Kleines" und schon ist die naive Kleine in ihn verliebt. Das ging mir dann doch etwas schnell.
Dann wird die Heimat des Magiers Valgaard genannt, in der eingezeichneten Karte im Buchdeckel finde ich jedoch nur ein Algaard.
Eigentlich spüren die Cheysulis durch ihr magisches Blut, wenn jemand der ihren Gewalt angetan wird, doch als Alix vom Magier entführt wird, ist Ehemann Duncan ahnungslos und muss erst spät von anderen über die Entführung seiner Ehefrau aufgeklärt werden. Im Klappentext ist die Rede von einem geheimnisvollen Cheysuli, der ebenfalls in Alix verliebt ist, hier ist die Rede von Finn, der zwar in sie verliebt ist, aber dieses Verliebtsein geschieht nur am Rande und hat keinen wirklichen Einfluss auf die Handlung, was der Klappentext jedoch suggeriert.
Nicht nur die junge Alix benimmt sich naiv und dumm, auch Carillon, der Prinz von Homana, der mich eigentlich über weite Strecken des Buches vollkommen überzeugt hat, handelte schlussendlich willkürlich, indem er die betörende Frau des Feindes ehelichte, und das obwohl ihm von jeder Seite seiner Freunde zugeflüstert wurde, dass die gefährlich ist und mit dem bösen Magier im Bunde steht.
Weiterhin habe ich mich immer wieder im zweiten Teil des Buches gefragt, wann Alix endlich wieder in der Handlung auftaucht - nicht dass ich sie vermisst hätte -, aber im ersten Teil wird ausführlich ihre Geschichte erzählt, nur damit sie im zweiten Teil kaum noch Beachtung findet?
Insgesamt ist "Dämonenkind" ein ganz ordentlicher Fantasy Schmöker, mit einigen Schwächen und leider einige hundert Seiten zu lang. Der Schreibstil hat mich jedoch beeindruckt und erinnerte mich - wie stets bei Jennifer Roberson - an die alte Geschichtenweberei früherer Zeit, der ich immer wieder gerne lausche. Ich fühlte mich die meiste Zeit gut unterhalten. Zur Verteidigung des Buches muss ich sagen, dass ich generell Probleme mit Büchern habe, die sich über mehrere Generationen spannen, was beim ersten Anlesen des Buches nicht ersichtlich war. Darüber hinaus versprach der Klappentext eine romantische Fantasy Saga, was "Dämonenkind" mit seinen kriegerischen Handlungen, der vielen Politik und dem vielen Hofgeplänkel eindeutig nicht ist. Ebenso habe ich meine Probleme mit Geschichten, in denen Menschen sich entgegen aller Vernunft und Herzklopfens mit anderen Menschen liieren und die wahre Liebe dafür verleugnen.
Wer jedoch vor all dem nicht zurückschreckt und eine gehörige Portion Geduld mitbringt, wird in "Dämonenkind" den Auftakt zu einem Zyklus vorfinden, der nicht zu Unrecht als Meisterwerk der Fantasy betitelt wird.
1. Dämonenkind (Shapechangers/ The Song of Homana)
2. Wolfssohn (Legacy of the Sword/ Track of the White Wolf)
3. Die Tochter des Löwen (Daughter of the Lion)
4. Kind des Raben (Flight of the Raven/ A Tapestry of Lions)
http://www.cheysuli.com/
Jennifer Roberson, geboren 1953, ist Autorin von mehr als 20 Romanen, unter anderem von zwei sehr erfolgreichen Fantasy-Zyklen, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Die studierte Historikerin arbeitete zunächst als Journalistin, bevor sie sich 1985 als Schriftstellerin selbstständig machte. Sie war eng mit Marion Zimmer Bradley befreundet und lebt heute in der Nähe von Phoenix, Arizona, wo sie unter anderem Cardigan Welch Corgis züchtet.
Oh mann, klingt alles in allem nicht nach einer Lektüre für mich :') Ich liebe Fantasy, nur finde ich es schon kompliziert, mir in der Zusammenfassung die Begriffe und ihre Bedeutung zu merken - und wenn man dann noch knobeln darf, welcher Teil wo genau in der Reihe steht... ich muss sagen, sowas schreckt mich schnell vom Lesen ab. Wenn, dann fange ich wohl besser mit einem neueren Werk der Autorin an, das klingt in deinem Post jedenfalls bedeutend besser. :)
AntwortenLöschenOh das Buch hab ich auch noch im Regal rum stehen :D Vielleicht sollte ich es endlich mal schmökern- konnte mich bisher nur nicht so recht dazu aufraffen!
AntwortenLöschenDu hast im Übrigen einen sehr schönen Blog! Und mir gefällt deine Blogliste (da wirken die Links viel persönlicher!). Top! :) Hab mich ebenfalls als Stammleserin bei dir eingetragen.
Wünsche noch ein schönes WOchenende!
Hallo Ihr zwei,
AntwortenLöschenund herzlich Willkommen im Blog!
Die Rezension stammt von Maja, darum kann ich zum Buch nicht viel sagen. Außer, dass es mich nach ihrer Rezi reizt, das Buch auch mal anzuschmökern ;) Allerdings hat es auch bissl viel Seiten.
@Ayanea:
Danke für Dein Lob!
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Wunderschönes Wochenende!
LG
Soleil