Über das Ansehen des ehemaligen Groschenromans lässt sich nur spekulieren. Wahrscheinlich dachten viele Anspruchsvolle, dass man billig bekommt, wenn man billig einkauft. Dann müssten wir davon ausgehen, dass die Heftromane ihr Ansehen einem winzigen Wörtchen verdanken, nämlich "Groschenroman".
In Amerika erschien der erste Heftroman um 1850 und wurde "Eisenbahnliteratur" oder auch "„Conversations- und Reiseliteratur“ genannt.
Auf beiden Kontinenten - Europa und Amerika - ging man aber sehr lange Zeit davon aus, dass nur niedere soziale Schichten so etwas lesen würden. Die Frage: Steht das wiederum im Zusammenhang mit dem Preis? Ist nur das, was teuer ist auch gleich gut? Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind, so schreiben auch "hochgeistige" oder die alten klassischen Autoren im Prinzip um das Wesen Mensch und seine (niederen) Instinkte herum. Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Intrigen ...
Oder was fällt Euch ein bei Namen wie Shakespeare, Schiller, Goethe ...?
Wichtigster Kritikpunkt ist die Eingruppierung der Heftromane in die Trivialliteratur. Also etwas, das allen Schichten, Geschlechtern, Generationen usw. zugänglich ist. Etwas, das sich stilistisch von der "hohen Literatur" unterscheidet, das auch mal vulgär oder kitschig daherkommt und auf Wortgruppen wie "bebende Lippen" oder "sie erstarrten zur Salzsäule" nicht verzichten darf.
Kennzeichen sind weiterhin flache Figuren, eindimensionale Handlung, ein Happy End, Stereotype wo man hinsieht und immer wiederkehrende Themen.
Tja, ich würde sagen, da haben die Liebesromane aber einen ganz schweren Stand, denn Happy Ends sind natürlich Pflicht und eine romantische Sprache kann auf einige Leser sicherlich kitschig wirken. Abgesehen davon, dass das Thema "Liebe und Romantik" nun mal immer wiederkehrend ist.
Am wichtigsten aber - und das sagten alle Quellen - sei die leichte Lesbarkeit der Heftromane.
Wenn man dabei bedenkt, dass schon um 1800 festgestellt wurde, dass Groschenhefte/ Heftromane so etwas wie Opium fürs Volk seien, öffnet das neue Gedanken-Sphären.
Heftromane entlasten demnach die Psyche, dienen der Entspannung und können auch die ein oder andere Lebenshilfe bieten. Kritiker führten aber auch an, dass sie eine massive Beeinflussung der Leser bedeuteten. Gesellschaftliche Zustände würden ohne Kritik und zu allen Bedingungen akzeptiert.
Das liest sich im Spiegel von 1988 so: "Diese "massenhaft verbreiteten Lesestoffe", sagt der Volkskundeprofessor Rudolf Schenda, "sind Herrschaftsinstrumente, die teils didaktisch, indoktrinierend, teils therapeutisch, beruhigend, operieren". Und "die Leser", glaubt der Philologe Peter Nusser, "werden auf diese Weise verführt, in den von ihnen erfahrenen Widersprüchen weiter auszuhalten".
Doch eben diese Nörgler, meint Susanne Scheibler, die bei Bastei den Frauenroman zu verantworten hat, helfen dem Heftroman noch, weil nämlich "in einer Zeit, wo alles in Frage gestellt und alles bezweifelt und alles von einem Sockel gestürzt wird, ein vernünftiges Gegengewicht nicht falsch ist."
Und so dreht sich für mich alles um einen Punkt, nämlich den der Leserschaft. Hinweis: Heftromane werden nicht über den normalen Buchhandel vertrieben, sondern sind an Kiosken und Tankstellen zu bekommen.
Sollte das etwa bedeuten, dass jeder, der etwas auf sich hält, keine Heftromane lesen sollte? Weil sie fürs Volk gemacht sind? Weil alle so etwas lesen und verstehen können?
Halloo?! Ist Literatur denn nicht genau dafür einst geschaffen worden?
Ich glaube, hier nehmen sich einige Leute einfach zu wichtig und müssen das irgendwie vor sich und der Welt rechtfertigen.
Fazit? Nachdem ich nun (zu) lange und gründlich darüber nachgedacht habe, ist es mir eigentlich auch schon wieder egal. Ich lese sehr gern Heftromane und zwar aus den Gründen, die oft angeprangert werden. Nicht zuletzt kann ich sie mir leisten, weil sie günstig sind, ich liebe Happy Ends, ich mag es, wenn ich verstehe, was ich lese und es interessiert mich nicht, ob ich das, was ich lese, schon hundert Mal zuvor konsumiert habe. Solange mir eine gute, phantasievolle, spannende, romantische, abenteuerliche oder lustige Geschichte erzählt wird, bin ich zufrieden.
Dafür soll ich an den Pranger gestellt werden? *pf
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen den Mut aufbringen und sich offen zu ihrem Lesestoff bekennen. Denn auch, wenn es keiner wahr haben will, die Verkaufszahlen sprechen eine eindeutige Sprache.
Auf jeden Fall aber möchte ich nie wieder irgendwo lesen müssen, dass Heft- oder Groschenromane das Niveau der Literatur oder ihrer Leser nach unten ziehen und hoffe, dass ich mit diesem Wunsch nicht alleine bin.
In Amerika erschien der erste Heftroman um 1850 und wurde "Eisenbahnliteratur" oder auch "„Conversations- und Reiseliteratur“ genannt.
Auf beiden Kontinenten - Europa und Amerika - ging man aber sehr lange Zeit davon aus, dass nur niedere soziale Schichten so etwas lesen würden. Die Frage: Steht das wiederum im Zusammenhang mit dem Preis? Ist nur das, was teuer ist auch gleich gut? Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind, so schreiben auch "hochgeistige" oder die alten klassischen Autoren im Prinzip um das Wesen Mensch und seine (niederen) Instinkte herum. Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Intrigen ...
Oder was fällt Euch ein bei Namen wie Shakespeare, Schiller, Goethe ...?
Wichtigster Kritikpunkt ist die Eingruppierung der Heftromane in die Trivialliteratur. Also etwas, das allen Schichten, Geschlechtern, Generationen usw. zugänglich ist. Etwas, das sich stilistisch von der "hohen Literatur" unterscheidet, das auch mal vulgär oder kitschig daherkommt und auf Wortgruppen wie "bebende Lippen" oder "sie erstarrten zur Salzsäule" nicht verzichten darf.
Kennzeichen sind weiterhin flache Figuren, eindimensionale Handlung, ein Happy End, Stereotype wo man hinsieht und immer wiederkehrende Themen.
Tja, ich würde sagen, da haben die Liebesromane aber einen ganz schweren Stand, denn Happy Ends sind natürlich Pflicht und eine romantische Sprache kann auf einige Leser sicherlich kitschig wirken. Abgesehen davon, dass das Thema "Liebe und Romantik" nun mal immer wiederkehrend ist.
Am wichtigsten aber - und das sagten alle Quellen - sei die leichte Lesbarkeit der Heftromane.
Wenn man dabei bedenkt, dass schon um 1800 festgestellt wurde, dass Groschenhefte/ Heftromane so etwas wie Opium fürs Volk seien, öffnet das neue Gedanken-Sphären.
Heftromane entlasten demnach die Psyche, dienen der Entspannung und können auch die ein oder andere Lebenshilfe bieten. Kritiker führten aber auch an, dass sie eine massive Beeinflussung der Leser bedeuteten. Gesellschaftliche Zustände würden ohne Kritik und zu allen Bedingungen akzeptiert.
Das liest sich im Spiegel von 1988 so: "Diese "massenhaft verbreiteten Lesestoffe", sagt der Volkskundeprofessor Rudolf Schenda, "sind Herrschaftsinstrumente, die teils didaktisch, indoktrinierend, teils therapeutisch, beruhigend, operieren". Und "die Leser", glaubt der Philologe Peter Nusser, "werden auf diese Weise verführt, in den von ihnen erfahrenen Widersprüchen weiter auszuhalten".
Doch eben diese Nörgler, meint Susanne Scheibler, die bei Bastei den Frauenroman zu verantworten hat, helfen dem Heftroman noch, weil nämlich "in einer Zeit, wo alles in Frage gestellt und alles bezweifelt und alles von einem Sockel gestürzt wird, ein vernünftiges Gegengewicht nicht falsch ist."
Und so dreht sich für mich alles um einen Punkt, nämlich den der Leserschaft. Hinweis: Heftromane werden nicht über den normalen Buchhandel vertrieben, sondern sind an Kiosken und Tankstellen zu bekommen.
Sollte das etwa bedeuten, dass jeder, der etwas auf sich hält, keine Heftromane lesen sollte? Weil sie fürs Volk gemacht sind? Weil alle so etwas lesen und verstehen können?
Halloo?! Ist Literatur denn nicht genau dafür einst geschaffen worden?
Ich glaube, hier nehmen sich einige Leute einfach zu wichtig und müssen das irgendwie vor sich und der Welt rechtfertigen.
Fazit? Nachdem ich nun (zu) lange und gründlich darüber nachgedacht habe, ist es mir eigentlich auch schon wieder egal. Ich lese sehr gern Heftromane und zwar aus den Gründen, die oft angeprangert werden. Nicht zuletzt kann ich sie mir leisten, weil sie günstig sind, ich liebe Happy Ends, ich mag es, wenn ich verstehe, was ich lese und es interessiert mich nicht, ob ich das, was ich lese, schon hundert Mal zuvor konsumiert habe. Solange mir eine gute, phantasievolle, spannende, romantische, abenteuerliche oder lustige Geschichte erzählt wird, bin ich zufrieden.
Dafür soll ich an den Pranger gestellt werden? *pf
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen den Mut aufbringen und sich offen zu ihrem Lesestoff bekennen. Denn auch, wenn es keiner wahr haben will, die Verkaufszahlen sprechen eine eindeutige Sprache.
Auf jeden Fall aber möchte ich nie wieder irgendwo lesen müssen, dass Heft- oder Groschenromane das Niveau der Literatur oder ihrer Leser nach unten ziehen und hoffe, dass ich mit diesem Wunsch nicht alleine bin.
Hallo Soleil!
AntwortenLöschenMein Vater, geb. 1924, mochte Zeit seines Lebens nicht gern lesen, obwohl er es konnte. Nach der Wende habe ich versucht, ihn mit Jerry Cotton o.ä. zu "verführen", denn diese sogenannten "Groschenhefte" hatten einen übersichtlichen abgeschlossenen Umfang (der ihn nicht abschreckte). Erfolg hatte ich allerdings erst mit dem "Landser". Unabhängig davon, was ich jetzt von dem "Landser" halte, mein Vater hat sie bis zu seinem Tode interessiert gelesen, das Thema war ihm (Soldat im 2. WK, russische Gefangenschaft) nahe.
Meine Mutter ist schon vor Wendezeiten Fan der Heftromane gewesen (Dr. Frank, H.C.Mahler etc.), die sie von ihrer Schwester im Westen per Päckchen bekam und dann "im geheimen" mit Arbeitskollegen tauschte. Diese Tauschaktionen zogen wirklich große Kreise, es dauerte, bis meine Mutter "ihre" Romane wieder in der Hand hatte. Sie sagte immer: Schöner Liebesroman, abgeschlossene Geschichte und man kann die Romane so schön in der Hand halten und umschlagen.
Was mich selbst angeht: Kurz nach der Wende habe ich angefangen, die John Sinclair Reihe zu lesen, die mein Okkult/Fantasy/Krimi-Genre-Mix-Bedürfnis stillte und die ich mir als Azubine leisten konnte. Ich war immer sehr pünktlich, wenn es darum ging, den aktuellen Roman vom Kiosk zu holen. Insbesondere als Strandlektüre eigneten und eignen sich die Heftromane übrigens ganz hervorragend!
Derzeit kaufe ich keine Heftromane mehr, die John-Sinclair-Zeit ist vorbei. Wer weiß, vielleicht kommt meine Heftromanzeit im nächsten Urlaub an irgendeinem deutschen Strand oder während einer Zugfahrt wieder ...
Liebe Grüße
Natira
Ich muss zugeben, dass ich zwar zum Lesen von Heftromane stehe - sie aber trotzdem in der zweiten Reihe oder Schuhkartons lagere. ;)
AntwortenLöschenFür meinen Vater waren Heftromane Zug- und Flugzeuglektüre - und so wanderten auch so einige davon in unseren Haushalt. Und so bin ich mit Jerry Cotton und John Sinclair aufgewachsen, habe Lassiter gelesen (und nicht so gemocht) und irgendwann auch mal die Ärzte- und Fürstenromane von Oma angelesen.
Dabei musste ich feststellen, dass die "normalen" und beliebten Liebesgeschichten so gar nichts für mich sind. Statt dessen komme ich immer mal wieder auf den "fantastischen Schund" (wie meine Mutter wohl sagen würde) zurück. John Sinclair wird in meinen Heftchen-Phasen immer als erstes in den Einkaufswagen gepackt, aber auch sonst kann man mich mit "übernatürlichen" Geschichten zum Kauf reizen.
Leider passiert es immer wieder, dass neue und interessante Reihen schnell eingestellt werden, so dass ich mich auf so etwas im Heftromanbereich inzwischen nicht mehr einlasse. Naja, es sei denn, es geht um Kurzgeschichtensammlungen - da werfe ich dann doch wieder einen Blick hinein.
Allerdings ist für mich die Wiederlesbarkeit dieser Hefte deutlich geringer, als bei einem normalen Taschenbuch und auch das führt dazu, dass ich immer seltener meine Heftchen-Phasen habe.
Rund ums Thema Liebe hatte ich irgendwann die entdeckt, die auch eine Spur Krimi beinhalten. Die liegen mir dann doch mehr als Ärzte und Fürsten. ;) Trotzdem greife ich darauf nur selten zurück, da ich sowas auch im TB-Format bekommen kann, was ich dann doch schöner finde. ;)
Liebe Soleil!
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch zu deinem Plädoyer für den Heftroman. Und auch Danke dafür, denn auch ich finde, dass der Heftroman den schlechten Ruf, und vor allem die (unheimlich) große Leserschaft die Verurteilung nicht verdient hat.
Ich selbst habe über 100 Stück davon gelesen, hauptsächlich die Tiffany-Reihe von Cora, und ich hatte Freude daran. In Zeiten intensiven Lernens und Studierens waren sie mir eine willkommene Abwechslung, mit der ich mein vom Lernen belastetes Gedächtnis nicht unnötig anstrengen musste. In Zeiten psychischen Drucks waren sie mir eine willkommene Flucht aus dem Alltag - das verlässliche Happy-End hat immer meine Stimmung gehoben.
Man könnte fast sagen, dass es so etwas wie eine Wellness-Behandlung war (auch von der Zeitdauer, die man damit zubringt), was für den Körper ein Saunagang oder eine Massage ist, ist eine Liebesgeschichte in Heftromanlänge für die Seele.
Stimme dir zu, dass man zu dem stehen soll, was man liest. Habe mich über die sogenannten Erwachsenenausgaben von Harry Potter und Co mehr als gewundert. Was ist an Jugendbüchern verwerflich? Oder an Liebesromanen? Oder an Klassikern? Die könnte man doch dann auch verstecken, oder?
AntwortenLöschenIch versuche zu lesen, war mir grad Spaß macht, mich interessiert, ablenkt, mich unterhält oder oder oder. Die Gründe sind genausoviele wie die Bücher, die hier so liegen und auf meine Lesezeit warten. Zugegeben: wenn ich ein Bücherregal sehe, mache ich mir ein Bild des Lesers, aber ich bin inzwischen schon so schlau, meinen Eindruck davon nicht zu ernst zu nehmen ;-) Es gibt Menschen, die total viel und abwechslungsreich lesen und kein Buch im Regal haben, andere stellen sich "schöne Ausgaben" hin. Tja, bei mir herrschen eher wilde Stapel vor --- was sagt das über mich?
Jede/m das Buch, das er/sie mag!
Viele schöne Meinungen, mit denen ich fast überhäuft wurde :) Die werden alle verwurstet!
AntwortenLöschenVielen lieben Dank!