Portalzauber

Dienstag, 27. Juni 2023

Die Gesetzlose - Anna North

 

Im (fiktiven) Wilden Westen: Als Ada in ihrer Ehe nicht schwanger wird, bezichtigt man sie der Hexerei. Sie flieht zu einer berüchtigten Gang und schließt sich ihr an.

 

 


Titel: Die Gesetzlose
Autorin: Anna North
Originaltitel: Outlawed
Verlag:‎ Eichborn
ISBN: 978-3847901013 ‎
Euro: 22,00
Veröffentlichungsdatum: März 2022
Seiten: 336
Serie: nein
Come in: Tausch

 

 

 

Inhalt
1894 im (fiktiven) Wilden Westen. Eine Generation zuvor hat eine Grippewelle neun von zehn Menschen getötet. Seither müssen Frauen so viele Kinder gebären, wie sie können. Als die siebzehnjährige Ada in ihrer Ehe nicht schwanger wird, bezichtigt man sie der Hexerei und sie muss fliehen. Sie hat von einer Frau gehört, die die Grippe und die Unfruchtbarkeit von Frauen untersucht und möchte zu ihr, um sich ihr anzuschließen. Auf ihrem Weg dorthin trifft sie auf die berüchtigte Hole in the Wall-Gang. Zu ihrer Überraschung ist diese jedoch ganz anders, als der Rest der Welt glaubt.

 

 


Meinung

Obwohl ich große Hoffnungen in die Geschichte gesetzt habe, ist sie leider ein Kind ihrer Zeit geworden. Das wäre gar nicht schlimm – in der Tat bin ich den Gegebenheiten sehr gern gefolgt –, wenn es nur nicht so durchschaubar wäre. Zudem gibt es keinen größeren Zusammenhang, kein Ziel, das verfolgt wird, nur jenes der Autorin, Frauen*innen in Opferrollen zu zeigen. Dass es sich um eine diverse Truppe handelt, ist leider nur aus dem Klappentext ersichtlich, in der Geschichte ist das so nicht herauszulesen. Die Hintergrundgeschichte ist leider äußerst undurchdacht und schräg zusammengezimmert worden. Es ist etwa fünfzig Jahre her, als eine Grippe neun von zehn Menschen dahingerafft hat. Seither trägt niemand in der Kirche eine Maske oder sind andere Überbleibsel dieses gesellschaftlichen Traumas geblieben, nur Frauen müssen jetzt für Nachwuchs sorgen. Ab Kind Nummer drei darf eine Frau im Übrigen tun, was sie will, auch ihren Mann verlassen, in einem eigenen Haus leben oder sogar einer Beschäftigung nachgehen. Rassismus spielt eine Rolle, in Form eines recht klischeehaften Predigers (der keine sonstige Rolle in der Story hat und diese auch nicht beeinflusst), der eben jenen erst einmal schafft. Es gibt eigene Städte für schwarze Menschen, in denen Händler, Mediziner oder Prediger (der Vater der Ganganführerin ist einer) gibt. Zudem erscheint es merkwürdig, dass wenn so viele Menschen an der Grippe gestorben sind, sich niemand gefunden haben will, der das gesellschaftliche Leben wieder aufgenommen hat. Alles an Infrastruktur muss quasi brachgelesen haben. Und obwohl das Verhältnis der Geschlechter auch gehörig durcheinander gekommen sein muss, werden als unfruchtbar geltende Frauen verstoßen, obwohl sehr wohl noch verschiedener Nutzen von ihnen ausgeht. Es ist sogar eine Art Schwesternschaft für sie geschaffen worden, in die Ada zunächst gelangt. Erst als man ihr nichts mehr beibringen kann, zieht sie weiter. Sie hat dort Bücher mit der Hand abgeschrieben und so für ein Einkommen gesorgt und nebenbei etwas über Heilpflanzen gelernt. Warum gestandene Frauen mit mehreren Kindern ihre Rechte nicht wahrnehmen (außer in Notzeiten) und selbst die Gesellschaft zumindest zum Teil verändern, wird leider nicht klar. Mädchen müssen nicht einmal als Jungfrau in die Ehe gehen und wenn eine Frau mehrere Kinder von unterschiedlichen Männern hat, ist das in Ordnung. Obwohl die Autorin diese Gesellschaft als frauenfeindlich darstellen wollte, sind überall Anleihen zu finden, dass in dieser Art Konstrukt Frauen und Mädchen sogar sehr hoch geschätzt und damit eben auch sehr einflussreich und mächtig sein müssten. Nun, bis auf die unfruchtbaren. Davon ist leider nur nichts zu sehen.

Die gesamte Handlung wird leider sehr oberflächlich geschildert, nirgendwo geht es in die Tiefe, darum fällt es manchmal schwer, Zusammenhänge zu erkennen oder zu erklären, warum eine Figur so handelt wie sie es tut. Ada muss sich ihren Platz in der Gang erst einmal verdienen und macht dabei einen großen Fehler. Danach geht es besser, da sie über rudimentäre Kenntnisse im Heilen verfügt. Es folgt leider eine sehr langgezogene Episode, in der so gesehen kaum etwas geschieht. Als die Ganganführerin eine Idee entwickelt, wie die als nutzlos gesehenen Frauen in die nahegelegene Stadt einziehen und diese quasi übernehmen könnten, wird ein Plan ausgearbeitet. Allerdings lässt die Autorin nicht zu, dass dieser Sinn ergibt bzw. erfolgreich ist. Als ein Rachekommando gegen die Gang zieht, verlässt Ada sie, um ihren ursprünglichen Plan völlig unerwartet wieder aufzunehmen. Aber selbst aus diesem wird nichts. Sogar der Handlungsstrang um einen kastrierten Ehemann (die wüssten besser, wie man eine Frau befriedigt), den sie liebt, verläuft im Sande. Das letzte Drittel ist also mehr als merkwürdig und wirkt so, als hätte die Autorin selbst nicht ganz gewusst, wie sie ihre Handlung sinnvoll enden lassen sollte. Vielleicht hatte sie auch Angst vor einer Rüge, da so eine Geschichte praktisch anecken muss und das egal wo.

„Die Gesetzlose“ bringt eine überzeugende Grundidee mit, die aber leider wenig durchdacht und zu gewollt daherkommt. Kann man lesen, muss man aber nicht.

 

 

Anna North hat den Iowa’s Writers Workshop absolviert, ist Journalistin und Autorin dreier Romane, von denen The Life and Death of Sophie Stark mit dem Lambda Literary Award ausgezeichnet wurde. Ihr neuer Roman Die Gesetzlose wurde weltweit in zahlreiche Länder verkauft. Ihre journalistischen Arbeiten sind u.a. in The Atlantic und der New York Times erschienen. Sie lebt in Brooklyn.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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