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Dienstag, 16. August 2022

Biografie eines zufälligen Wunders - Tanja Maljartschuk

Lena wächst in der postsowjetischen Ukraine auf und stößt beim Versuch, die Welt zu verbessern, an ihre Grenzen.

 

 


Titel: Biografie eines zufälligen Wunders

Autorin: Tanja Maljartschuk

Originaltitel: Біографія випадкового чуда

Verlag: KiWi-Taschenbuch

ISBN: ‎ 978-3462004236

Euro: 14,00

Veröffentlichungsdatum: Juli 2022

Seiten: 288

Serie: nein

Come in: vom Verlag

 

 

 

Inhalt
Lena wächst in der Ukraine auf und das zu einer Zeit, als diese sich zwischen Europa und Russland zu finden versucht. Willkür, Mangel und Korruption sind an der Tagesordnung, doch Lena hat einen starken Willen. Mit diesem versucht sie, gegen die Ungerechtigkeit(en) vorzugehen: Sie hilft einer Kindergärtnerin, Straßenhunden, die an ein Restaurant verkauft werden oder steht einer Freundin bei, die im Rollstuhl sitzt. Dabei stößt sie mehr als einmal an ihre Grenzen.

 


Meinung

Das Buch erschien als Hardcover bereits im Jahr 2013 und wurde nun als Taschenbuchausgabe neu veröffentlicht. Dabei ist die Story so frisch wie je.

Lena ist etwa im Alter der Autorin, die vermutlich viel Biografisches hat einfließen lassen. Doch die Erzählung ist nicht so ernst, wie sie klingt, denn die Autorin erzählt mit einer überzeugenden Ironie und zwinkert so manches Mal mit den Augen.

Lena geht in den Kindergarten, als die Sowjetunion zerfällt, das Bild Lenins wird von der Wand genommen und den Kindern strenger Patriotismus vorgelebt. Eine russische Kindergärtnerin gerät dabei unter die Räder.

Sie bleibt das einzige Kind ihrer Eltern, die sich jedoch trennen, so dass Lena auszieht, um zu studieren. So einfach war das allerdings nicht, denn Studienplätze waren rar und nur mit Beziehungen zu bekommen. So landet Lena in einem Fach, das ihr nicht liegt. In einem Zimmer mit einer schlichtgemütigen Kommilitonin. Lena sucht Anschluss und gelangt an eine radikale Gruppe, die sehr patriotisch agiert und Anschläge plant. Obwohl sie zunächst ganz vorne mit dabei ist, erkennt sie, dass das nirgendwohin führt und tritt wieder aus. Sie verschreibt sich einer besseren Welt und versucht, die zahlreichen Straßenhunde zu retten, die gegen Geld angekauft und getötet werden. Sie erlangt sogar einigen Ruhm, da man über sie und ihre Taten in der Zeitung berichtet. Aber auch hier sind ihr Grenzen gesetzt. Zufällig trifft sie eine alte Freundin aus Kindertagen wieder. Diese hatte früh geheiratet und ist an einen religiösen Fanatiker geraten, der sie stark misshandelt hat. Sie ist gehbehindert und Lena möchte ihr helfen, einen Rollstuhl und eine kleine Rente zu bekommen. So einfach ist das dieser Tage aber nicht. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man als Leser darüber lachen. Aber gerade deutsche Leser, die sich an die Zustände in der ehemaligen DDR erinnern, werden einiges Wiedererkennen. Lenas Suche nach der Illusion einer heiligen Frau habe ich leider nicht verstanden, so gerät das letzte Drittel auch recht abstrus. Sie scheitert und wird aus der dysfunktionalen Gesellschaft aussortiert, die wiederum sie für dysfunktional hält.

Eine klare, verständliche Schreibe, die mitunter mit Bildern und Metaphern arbeitet, die leider nicht immer klar zu verstehen sind. Lenas Weg zu verfolgen, bindet an jede Zeile, kaum zu glauben, dass es einst solche Zustände gegeben hat. Aber Lena gibt nie auf und versucht, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Dabei macht sie natürlich Fehler, erkennt diese aber meist. Die Biografie Lenas hangelt sich an der neueren Geschichte der Ukraine entlang und zeigt die letzten Jahre schonungslos, wenn auch nicht bierernst, sondern stets mit einem kleinen Augenzwinkern. Ein angenehmes, bittersüßes Leseerlebnis.

 

 

Tanja Maljartschuk, 1983 in Iwano-Frankiwsk, Ukraine geboren, studierte Philologie an der Universität Iwano-Frankiwsk und arbeitete nach dem Studium als Journalistin in Kiew. 2009 erschien auf Deutsch ihr Erzählband »Neunprozentiger Haushaltsessig«, 2013 ihr Roman »Biografie eines zufälligen Wunders«, 2014 »Von Hasen und anderen Europäern«, 2019 ihr Roman »Blauwal der Erinnerung«. 2018 erhielt Tanja Maljartschuk den Ingeborg-Bachmann-Preis. Die Autorin schreibt regelmäßig Kolumnen und lebt in Wien.

 

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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