Portalzauber

Freitag, 13. Mai 2022

Southern Gothic - Das Grauen wohnt nebenan - Grady Hendrix

 


Titel: Southern Gothic - Das Grauen wohnt nebenan

Autor: Grady Hendrix

Originaltitel: The Southern Book Club's Guide to Slaying Vampires

Verlag: Heyne

ISBN: 978-3453321397

Euro: 14,99

Veröffentlichungsdatum: Mai 2021

Seiten: 512

Serie: nein

Come in: Tausch

 

 

 

Inhalt
Patricia Campbell ist Hausfrau und reibt sich zwischen viel arbeitendem Mann, zwei Kindern und einer pflegebedürftigen Schwiegermutter beinahe auf. Um mal aus dem Haus zu kommen, tritt sie einem Buchclub in der Nachbarschaft bei, in dem wahre Verbrechen gelesen und besprochen werden. Als ihr die demente Nachbarin ein Ohr abbeißt, tritt deren Neffe, James Harris, in ihr Leben. Obwohl sie ihm anfangs hilft, zweifelt sie an seinen Absichten. Nachdem mehrere Kinder verschwinden und einige merkwürdige Dinge geschehen, deckt sie sein wahres, blutsaugendes Wesen auf. Doch niemand glaubt ihr. Und dann macht sich James an ihre Familie heran …

 


Meinung

Hendrix schreibt in der Vorbemerkung zum Roman, dass er eine Geschichte schreiben wollte, die eine Art Hommage an seine Mutter sein sollte. Dabei stellte er sich einige Fragen, besonders die, wie es ist, Mutter von trägen, maulenden Teenagern zu sein und gleichzeitig gegen Dracula zu kämpfen. Der Vergleich hinkt nicht. Patricia ist Hausfrau und Mutter, anfangs im Jahr 1988 (bis 1997), Ehefrau eines Arztes und schließlich für ihre Schwiegermutter verantwortlich. Sie wirkt nach heutigen Maßstäben wenig durchsetzungsfähig und schon gar nicht emanzipiert, kann aber trotzdem viele Geschehnisse aus ihrer jeweiligen Situation heraus händeln. Zudem erkennt sie am Ende, was in ihrem Leben falsch läuft und ändert es. Aber die Darstellung des sehr engen Rahmens, in dem die Protagonistin sich bewegt, die wenigen Möglichkeiten, die ihr bleiben, trägt zur schaurigen Grundstimmung hervorragend bei.

Der Roman liest sich sehr gut weg, hat zwar mittig einige Längen, wird aber gerade am Ende recht spannend. Idee und Ausgangslage sind sehr gut gelungen, Patricia wird in ihrem Umfeld gezeigt, der Buchclub natürlich und rasch erfolgt der Angriff der Nachbarin. Die Rolle der Frauen in dieser feineren Gegend ist klar umrissen: Männer in ihrem Lebenslauf unterstützen, Kinder großziehen, das Essen pünktlich auf den Tisch bringen und alle Termine jonglieren.

Besonders das schwierige Verhältnis zur Schwiegermutter, mit deren Pflege ihr Mann sie allein lässt, auch wenn es eine Pflegerin gibt, wird sehr anschaulich vom Autor beschrieben, der generell kein Blatt vor den Mund nimmt. Direkt und schnörkellos, dabei aber immer leicht schildert er das Geschehen. Ein modernes Horror(gesellschafts)märchen ist die Geschichte in der Tat, ausgehend von einem schnöden Alltag, dem versucht wird durch Serienkiller zu entgehen – die Alternative wäre das Saugen der Vorhänge. Leider verbindet Patricia einzelne Punkte nicht, in etwa wenn ihre Schwiegermutter ihr erzählt, dass James bereits in deren Kindheit aufgetaucht ist und nicht einen Tag alterte. Auch als sie Nachforschungen in Literatur anstellt, kommt sie nicht auf die Idee, zu prüfen, wie so ein Wesen zu besiegen wäre. Dazu braucht es offenbar noch einen besonderen Anreiz. Nur wieso?

Schwierig hierbei, dass der Vampir sich Kinder heraussucht, das Blutsaugen am Oberschenkel geschieht und mit Lust verbunden wird. Die Kinder, keines älter als neun Jahre, bringen sich alle später um. Leider gibt es auch eine genau beschriebene Vergewaltigung am Ende, die sich mir nicht erschlossen hat. Das schwarze Zeug, das aus der Frau herausfließt, soll sie später angeblich ebenfalls zu „etwas anderem“ machen und dient generell als Erklärung. Nur ist James ein Mann, wie ist er dann zu dem geworden, was er ist? Ob diese Dinge wirklich notwendig gewesen wären, sei einmal dahingestellt. Und natürlich ist zu erkennen, dass der Autor viele Dinge überzogen, wenn nicht sogar sarkastisch zeigen wollte. Nur ist das leider nicht immer gelungen.

Hendrix greift neben dem Frauenbild aber noch andere Gesellschaftsthemen auf, in etwa auch ganz klar Rassismus. Die Kinder zu Patricias Zeit holt sich James aus der weniger betuchten, eher von Schwarzen bewohnten Gegend und obwohl sich einiges tut, ist niemand recht mit dem Herzen dabei. Patricia indes wiegt das Leben der Kinder mit dem ihrer eigenen auf, was nur dazu führen kann, dass sie am Ende selbst fast alles verliert. Also nimmt sie doch noch den Kampf auf.

Der Roman endet abschließend, wenn auch nicht ausgeschlossen ist, dass der Vampir nicht für immer ausgeschaltet bleibt.

„Southern Gothic - Das Grauen wohnt nebenan“ ist eine atmosphärisch dichte Erzählung, die düster, manchmal etwas stockend, aber immer zeilenbindend daherkommt. Klare Empfehlung.

 

 

Grady Hendrix wurde in Charleston, South Carolina, geboren, und arbeitete jahrelang für die American Society for Psychical Research, wo er Anrufern Fragen zu Geistern, UFOs und Zeitreisen beantwortete, ehe er sich hauptberuflich dem Schreiben widmete. Seitdem hat er unzählige Zeitungsartikel für Online- und Print-Zeitschriften sowie mehrere Horror-Romane verfasst, die regelmäßig auf der Bestsellerliste der New York Times landen. Grady Hendrix lebt mit seiner Frau in New York.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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