Drei Viertel tot - Max Gladstone

 

Titel: Drei Viertel tot
Autor: Max Gladstone
Originaltitel: Three Parts Dead
Verlag: Panini Verlags GmbH
ISBN: 978-3833241000
Euro: 17,00
Veröffentlichungsdatum: Dezember 2021
Seiten: 416
Serie: Die Kunstwirker-Chronik 01
Come in: vom Verlag

 

 

 

Inhalt
Kaum ist Tara Abernathy aus den göttlichen Schulen geflogen (im wahrsten Sinne des Wortes), bietet man ihr einen Job bei der Kunstwirkerfirma Kelethres, Albrecht und Ao an. Ein Traumjob, der holprig beginnt. Denn ein Gott ist tot. Der Feuergott der Stadt Alt Coulumb muss wiederbelebt werden, denn ohne seine Kräfte werden alle Maschinen in der Stadt ausfallen und das Chaos ausbrechen. Neben ihrer mysteriösen neuen Chefin Elayne Kevarian, die ihre Geheimnisse streng hütet, steht ihr nur Kos’ Priester Abelard zur Seite. Als sich dann noch herausstellt, dass Kos ermordet wurde, wird es brenzlig.

 

Meinung

Kaum war das Original vor knapp zehn Jahren erschienen, habe ich eine Übersetzung herbeigesehnt und endlich liegt diese vor. Gladstone hat eine neue Art Fantasywelt erschaffen, die zwar Magie enthält, aber nicht im Mittelaltersetting daherkommt.

Tara ist eine junge, durchsetzungsstarke Frau, die sehr sympathisch rüberkommt, aber auch fest zupacken kann. Dass hinter ihrem Rauswurf aus der Schule, die sich in den Wolken befindet, mehr stecken muss, ist von der ersten Seite an zu spüren, aber erst gegen Ende klärt sich alles auf. Wer Tara bis dahin nicht mochte, kann spätestens dann nicht mehr anders.

Das göttliche System ist nicht leicht zu verstehen, aber in jedem Fall etwas Neues. Irgendwie abgefahren. Menschen beten zum Gott, der dadurch Macht erhält. Ohne Anbetung kann er kaum etwas tun, weshalb es in jeder Gottheit Interesse ist, viele Anhänger zu sammeln. Diese bekommen im Austausch dank der gewonnen Macht einige Annehmlichkeiten geboten. Aber auch Nichtgläubige der Gottheit können mit dieser Verträge abschließen, erhalten so selbst Macht und können diese stückchenweise zurückgeben. Dass um ein solches System etliche Wirtschaftszweige entstanden sind, versteht sich von selbst. Als nun die beiden Frauen in der Stadt und im Tempel eintreffen, sieht es zunächst so aus, als wären alle Anbetungen und Verträge im Gleichgewicht. Doch dem ist nicht so. Irgendwie hat Kos unerwartet so viel Macht verloren, dass ihn das umgebracht hat. Die beiden müssen herausfinden, was passiert ist.

Dabei entwickelt sich eine ausgefeilte Kriminalhandlung, die ohne große Schlachten auskommt, aber etliche Intrigen und Geheimnisse zu bieten hat. Und Gargoyles.

Die gezeigte Welt ist nicht leicht einzuordnen. Neben Visitenkarten gibt es auch Taxis, ein umfangreiches Rechtssystem (das ebenso eigen daherkommt wie das Göttersystem!) und eine Art Industrie. Vielleicht wird in der Fortsetzung mehr von der Welt/der Stadt gezeigt als bisher, das kam leider ein bisschen kurz, wenn das auch leicht zu verschmerzen war.

Die Handlung setzt ein aufmerksames Lesen voraus, Gladstone schubst den Leser in die Handlung, ohne vorher viel zu erklären. Ein längeres zur Seite legen verträgt der Roman nicht. Wer sich aber darauf einlässt und dranbleibt, wird mit einer grandios ausgefeilten Handlung belohnt und eine spannenden Story obendrein. Nur wer Krimis nicht gern mag, der könnte enttäuscht sein, denn ein Großteil der Geschehnisse dreht sich um die Aufklärung des Falls.

Zudem kommt eine bunte Mischung aus Figuren zusammen. Neben den beiden Frauen, die zupacken und ihr Leben selbst bestimmen, gibt es einen Vampirkapitän, einen Gargoyle und diverse Nebenfiguren in ihrem Alltag, der in dieser völlig anderen Welt spielt.

„Drei Viertel tot“ ist zwar der erste Band von inzwischen sechs Romanen, kann aber als in sich abgeschlossen betrachtet werden. Am Ende geht es hoch her und die Geschichte ist kaum aus der Hand zu legen. Wer mal nach etwas anderem sucht, nichts gegen Krimihandlungen hat und einfach eintauchen will, ist hier allerbestens beraten!

 

Die Kunstwirker-Chronik:
1. Three Parts Dead (Drei Viertel tot)
2. ‎ Two Serpents Rise (Zwei Schlangen lauern)
3. Full Fathom Five (Fünf Faden tief)
4. Last First Snow
5. Four Roads Cross
6. The Ruin of Angels

 

MAX GLADSTONE wurde für sein Schaffen bereits mit dem Hugo-, Nebula- und Locus-Award ausgezeichnet. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Kunstwirker-Chronik und der internationale Bestseller This is How You Lose the Time Warp (zusammen mit Amal El-Mohtar). Gladstone studierte chinesische Literatur in Yale. Er lebte und lehrte zwei Jahre lang in der ländlichen Provinz Anhui. Max betreibt Kampfsport, ist ein geübter Fechter und kann auch ganz gut mit der Fiedel umgehen. Bevor er hauptberuflich schrieb, arbeitete er als Forscher für das Berkman Center for Internet and Policy Law, als Reiseleiter der Schweizer Botschaft, als Vertreter für ein chinesisches Automagazin, als Übersetzer, als Philosoph, als Analyst der Tech-Industrie und als Redakteur. Er hat ein Fahrrad in Angkor Wat zu Schrott gefahren, in der Carnegie Hall gesungen und wurde in der Mongolei mal vom Pferd geworfen.