Portalzauber

Freitag, 22. November 2019

Wolkenkrieger - Patrick A. Tilley


Titel: Wolkenkrieger
Autorin: Patrick A. Tilley
Originaltitel: Cloud Warrior
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453320499
Euro: 9,99
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2019
Seiten: 480
Serie: Die Amtrak-Kriege 01
Come in: vom Verlag











Inhalt
Etwa eintausend Jahre nach dem letzten Atomkrieg hat sich die Menschheit in zwei Lager gespalten, die einen leben als mutantisches Prärievolk auf der Oberfläche, die anderen in der Amtrak-Konföderation in hochtechnologisierten Bunkern unter der Erde.
Cadillac M’Call wird seinem Mentor Mr Snow als Clan-Erzähler folgen, denn die meisten seines Volkes vergessen schnell. Er hadert mit seiner neuen Aufgabe, da er nicht in den Kreis der Krieger aufgenommen werden wird.
Steven Brickman ist als Pilot ausgebildet worden und soll die nächsten Jahre auf der Oberfläche Dienst tun, vor allem, um Mutanten abzuschießen. Doch dann verunglückt er und gerät er in die Gefangenschaft des M’Call Clans.


Meinung
Obwohl die meisten Charaktere noch sehr jung sind, handelt es sich nicht um einen Jugendroman. Niemand wird auf oder unter dieser Erde alt, nicht einmal jene fortschrittlichen Menschen, die mit vierzig ihren Zenit weit überschritten haben. So klingt es zunächst merkwürdig, dass ein Siebzehnjähriger seinen Abschluss als Pilot macht und das in einer Riege Gleichaltriger, die zudem wild Zwischenmenschliches teilen, ohne die Worte Liebe und Freiheit zu kennen. Aber auch Cadillac ist nicht älter als fünfzehn und bereits für Höheres ausersehen. Sein Volk ist nicht immun gegen die Radioaktivität, die noch immer stark strahlt. So haben die meisten seiner Leute veränderte Haut oder Knochen, doch manchmal wird auch ein Sandgräber unter ihnen geboren, ein Kind, das aussieht wie Steven. Die meisten Präriebewohner, die nicht zufällig an die Indianer aus den alten Westernklassikern erinnern, besitzen Vollgasnamen wie Cadillac, Seven-up, Freeway oder Motor-head. Sie erinnern sich in Geschichten an all das, was nach der Katastrophe geschehen ist.
Tilley stellt aber kein zivilisiert versus unzivilisiert gegenüber. Beide Gesellschaften sind beinahe gleichwertig zu verstehen, denn sie werten die jeweils anderen ab und betrachten sich als die einzig wahren Nachkommen all dessen, was vorher war. Aber alle haben sich verändert, das ist klar zwischen den Zeilen herauszulesen, wenn auch die meisten Figuren noch nicht dahinter gekommen sind. Dass nach dem Zusammentreffen nichts so bleiben wird, wie es war, ist ebenfalls klar. Aber das wird sich in den Folgebänden herausstellen müssen.
Wer an das Buch herangeht, sollte beachten, dass es sich um den ersten Band einer sechsteiligen Serie handelt, die zudem erstmals zwischen 1983 und 1990 erschienen ist. Das Alter merkt man der Geschichte tatsächlich auch an. Sie erinnert stark an ältere Filme, vor allem Western, aber auch SF-Geschichten. Frauen spielen mit und dürfen vordergründig gleichwertig in beiden Gesellschaften agieren.
Ein Großteil der Handlung besteht aus Taktik und Manöver, es wird Krieg geführt – und das mit allem, was dazugehört. Der Leser sollte nicht zimperlich sein, der Autor ist es auch nicht. Danach beginnt aber kein klischeehaftes wir-lernen-uns-kennen-und-lieben. Steven muss sich bei den M’Calls beweisen und verdankt sein Überleben allein Mr Snow, der von den Himmelsstimmen weiß, dass ein Auserwählter kommen wird. Die Mutanten verfügen über einige zusätzliche Kräfte wie Telekinese oder die Voraussicht, aber auch die Wagner, wie sich die Amtraks nennen, scheinen besonders zu sein.
Manchmal wirkt es, als müsse der Autor erst ein Gefühl für das Schreiben einer bestimmten Szene bekommen und auch vor Perspektivenwechseln und ein klein wenig Althergebrachtem ist man nicht gefeit. Alles in allem aber ist „Wolkenkrieger“ sehr lesenswert und verspricht steten Lesegenuss.


Die Amtrak-Kriege:
1. Wolkenkrieger (Cloud Warrior)
2. Erste Familie (First Family), März 2020
3. Eisenmeister (Iron Master)
4. Blutiger Fluss (Blood River)
5. Todbringer (Death-Bringer)
6. Erdendonner (Earth-Thunder)


Patrick Tilley, 1928 in Essex geboren, studierte am King’s College der University of Durham Kunst und arbeitete nach seinem Abschluss 1955 als Grafikdesigner in London. 1968 gab er diese Laufbahn auf, um sich dem Schreiben zu widmen: Er begann mit dem Verfassen von Drehbüchern für Filme und TV-Serien und zog in die USA. 1975 erschien sein erster Roman »Fade-Out«, 1981 folgte »Mission«, der schnell Kultstatus erlangte. »Die Amtrak-Kriege«, deren erster Band »Wolkenkrieger« 1983 erschien, ist seine erfolgreichste Science-Fiction-Romanserie.


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