"Der Schuh auf dem Dach" ist ein Roman, der insgesamt zehn Kurzgeschichten beinhaltet. Das Geschehen dreht immer wieder zu einem Haus in Paris zurück, in dem die handelnden Personen leben oder gelebt haben. Auf dem Dach liegt stets ein Schuh und darin findet der Leser auch das einzig verbindende Element. Delecroix, der seine Landsleute mit dem Buch bezaubert hat, schafft mannigfaltige Figuren und sogar eine Tierperspektive. Daher ist es schwer zu bestimmen, mit welcher seiner Geschichten er mehr Eindruck hinterlassen wird, bei mir sind es drei.
Dieses arme schwarze Mädchen in "Lied der Sehnsucht", die so verliebt war in ihn, der ohne Aufenthaltsgenehmigung mitten unter ihnen lebte. Ein Verrat brachte die Polizei zu ihm und man riss den Geliebten aus ihren Armen. Den Schmerz, den sie nun empfindet, bringt uns der Autor sehr vehement und stark näher. So viel Liebeskummer und Trauer fließt zwischen den Zeilen, das hat mich tief beeindruckt.
Wer sich ein wenig mit der Problematik, die Delecroix hier anspricht, auskennt, wird wissen, warum er diese Geschichte geschrieben hat. Gerade die Jugendlichen in den Vorstädten, auch oft schwarzer Hautfarbe, finden einfach keinen Weg in die französische Gesellschaft hinein.
"Warum ich verschwunden bin" erklärt dem Leser ein ehemaliger Literaturkritiker. Mit zweifelhaften Aussagen und meist ohne die Bücher gelesen zu haben, brachte er es schnell zu Ansehen, Ruhm und einer eigenen Fernsehsendung. Doch dann überfällt ihn plötzlich das Gefühl, dass das alles nutzlos ist, was er tut. Er ist zu stoisch, hinterfragt nichts. Also gibt er alles auf und beginnt, Bücher, da vor allem die alten Philosphen, zu lesen. Schließlich kapselt er sich von der Welt ab, um zu höherem Wissen zu gelangen.
Ich habe so gelacht! Delecroix ist beinahe bitterböse mit der Zunft umgegangen, aber trotzdem liebevoll, so dass sie ihm nicht lange böse sein wird. Die Person, vor der man zunächst Achtung hat, verkommt, ohne es zu merken, zur halben Lachnummer. Was ich bedauere ist, dass man nicht erfährt, inwiefern und ob überhaupt ein erneutes Umdenken einsetzen wird.
Die liebenswürdige alte Dame aus "Erste Hilfe" kann sich nicht damit abfinden, dass niemand diesen alten Schuh auf dem Dach gegenüber entfernen will. Als sie die Feuerwehr unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ruft und sie bittet "wo Sie doch schon mal da sind", etwas dagegen zu unternehmen, sendet man ihr einen jungen Mann, der sie verwarnen soll. Schnell freunden sich die beiden an und erkennen, dass sie zwar durchaus verschieden sind, aber doch auch viel gemeinsam haben. Vor allem ihre Einsamkeit.
Sie ist so echt! Das ist beinahe beängstigend. Ich mochte sie sehr gern, habe mir vorgestellt, wie sie nicht ihrem Neffen, sondern mir von den Begebenheiten erzählt. An den richtigen Stellen musste ich schmunzeln und an anderen betroffen schlucken. Delecroix beweist sein Talent mit jeder einzelnen Zeile.
Neben diesen drei Lieblingen von mir gab es allerdings auch Geschichten, die habe ich eher überflogen, als richtig gelesen. Das fand ich eher schade, aber der Zugang zur Denkweise des Autors fehlte mir dort einfach. Doch das ist ja das Gute an einer Kurzgeschichtensammlung: für jeden ist etwas dabei, man kann getrost auch mal was auslassen. Obwohl ich es schade fand, die meist nicht mehr als drei Zeilen nicht finden zu können, die mir verrieten, was jetzt die Verbindung zu den Nachbarn ist.
Ich mochte "Die Welt der Amelie" sehr gerne und glaube von der Atmosphäre dieser Geschichte auch hier etwas wieder zu finden, so dass ich annehme, dass dies französischen Autoren und Werken eigen ist. Daher schaue ich mich jetzt mal näher nach beidem um. Zwar enthalten beide Werke auch viel Klischee, aber meine Güte, was ist denn das Leben, wenn nicht ein einziges Klischee?
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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