Samstag, 24. März 2018

(Kurz) Ariel S. Winter/ Charlie Jane Anders

Mr. Sapien träumt vom Menschsein - Ariel S. Winter (Tausch)
Mr. Sapien, der Held von Ariel S. Winters Science-Fiction-Roman, ist ein Roboter – lebensmüde und völlig aus der Mode gekommen, weil noch von Menschen gemacht –, der sich gezwungen sieht, aus der Stadt zu fliehen, weil ihm die Abschaltung droht. Als ausgewiesener Menschenliebhaber war der Android dort zudem immer mehr der sozialen Ausgrenzung ausgesetzt gewesen. Nun zieht er sich an die einsame englische Küste zurück, um in einem angemieteten Strandhaus auf dringend benötigte Ersatzteile zu warten. Sein halbherziger Suizidversuch hat ihn etwas beschädigt zurückgelassen. Dabei hängt er doch eigentlich so sehr am Leben. Da wird er auf seine einzigen Nachbarn in der Umgebung aufmerksam, eine rätselhafte Patchwork-Androidenfamilie, die ›Asimovs‹, die ein Geheimnis zu verbergen scheint: Unter ihnen soll einer der letzten Menschen leben …

Die Handlung dieses sehr nachdenklich und melancholisch stimmenden Romans ist nicht so leicht erzählt. Was genau der Autor damit ausdrücken will, ebenfalls nicht; aber allein die letzte Seite umzuschlagen und gedanklich einige Tage hängenzubleiben, macht einen großen Reiz an Winters Werk aus.
Über die Welt der Zukunft wird nicht viel gesagt, es ist lediglich zu erfahren, dass es kaum noch Menschen gibt, die Luft schlecht zu atmen ist und zudem Benzinmotoren seit Ewigkeiten verboten. Die von Menschen gebauten Roboter, die nur allzu menschlich agieren, stehen sehr weit im Vordergrund. Als der Mensch, der bei den Asimovs lebt jedoch versucht, einen eigenen Roboter zu bauen, geht das gehörig schief, dieser ist fehlerhaft, kann nur sehr kurze Strecken laufen und wird schließlich von den anderen "beerdigt". Manchmal scheint es, als sei eine Allegorie darin zu finden, ein fehlerhafter Schöpfer, der ein fehlerhaftes Wesen schafft; nachdem die Menschen ihre Ecken und Kanten besitzen, ist es da nicht denkbar, dass auch sie von einem ähnlichen Wesen gemacht wurden? Was wurde aus diesem; ist es ebenfalls von seinen Geschöpfen (unabsichtlich) ausgerottet worden?
Aber es steckt noch sehr viel mehr in diesem Roman mit der überschaubaren Seitenzahl und ich kann mir gut vorstellen, das jeder Leser einen anderen (Teil-)Aspekt entdecken wird. Schade, dass das Buch in der deutschen Übersetzung ein bisschen untergegangen ist. Mainstream ist anders, sicher, aber wer gern anspruchsvoller liest und die grauen Zellen anregen möchte, sollte mal reinlesen.



Alle Vögel unter dem Himmel - Charlie Jane Anders (Tausch)
Patricia Delfine merkt früh, dass sie eine Hexe ist. Schließlich kann sie mit den Vögeln sprechen – oder konnte es früher zumindest einmal (an jenem warmen Sommertag). Laurence Armstead ist ein Nerd: Schon als Highschool-Schüler erfindet er in seinem Kinderzimmer eine Zeitmaschine, die es ihm erlaubt, zwei Sekunden in die Zukunft zu reisen. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden sie schnell Freunde.
Gegen Ende der Schulzeit verlieren sie sich aus den Augen, nur um sich einige Jahre später in San Francisco wiederzutreffen: Doch der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig: Die Welt wird gerade von einer ökologischen Katastrophe heimgesucht: Ganze Regionen versinken im Meer, Flüchtlingsströme durchziehen die Welt. Wissenschaftler wie Hexen suchen nach einem Ausweg, können sich jedoch nicht einigen. Laurence und Patricia finden sich auf unterschiedlichen Seiten der Auseinandersetzung wieder und müssen sich fragen: Wem können wir trauen, wenn die Welt aus den Fugen gerät, dem Verstand oder dem Gefühl?

Aufmachung und Klappentext klangen nach einer anrührenden, besonderen kleinen Geschichte. Aber nun, da einige Wochen zwischen Lesen und dieser Meinung vergangen sind, kann ich mich kaum an die Handlung erinnern, die leider nicht mein Wohlgefallen gefunden hat.
Der Anfang liest sich noch sehr gut weg, auch wenn hier schon deutlich das "zu viel" zu spüren ist, das den gesamten Roman durchzieht. Die "Hexe", die mit den Vögeln sprechen kann ist ein Teenager, den aufgrund ihres Andersseins niemand mag. Keine Mitschüler, die Schwester nicht, die Eltern nicht und als dann auch noch die Katze dazu kam, blieb nur ein Augenrollen übrig. Auch der "Nerd" hat keinen guten Stand in der gesellschaftlichen Blase, in der sich die Teens bewegen, was beide zueinandertreibt, auch wenn das keine wirklich Freundschaft ergibt. Sie hält zu ihm, er jedoch nicht immer zu ihr.
Dann ein Sprung ins Erwachsenenleben, die speziellen Fähigkeiten der beiden haben sich vertieft, als sie sich wieder über den Weg laufen. Das, was ihnen als Teenager im Weg stand, ist aufgebrochen worden und macht sie nun zu etwas Besonderem (auch wenn immer noch nicht alle damit klarkommen). Beide überlegen, was sie wieder aneinander finden, es beginnt ein endloses Auf und Ab. Doch selbst die Liebesgeschichte hält den Leser nicht bei der Stange; ich sehe, was die Autorin aussagen wollte, allein, es ist ihr leider nicht so ganz geglückt. Das liegt nicht nur, aber vor allem an dem "zu viel".
Der rote Faden verschwindet dabei immer öfter und einzig das eine, große Geheimnis ließ mich verweilen, das dann auf den letzten Seiten aber so banal und nichtssagend aufgelöst wird, das es fast zum Haareraufen war.
Geschrieben wird zwar eine Geschichte, die in erwachsene Hände gehört, jedoch ist die Art wie erzählt wird oft eher auf sehr jungem Niveau und bietet kaum Raffinesse, wird dann sogar durch erotische Szenen, bei denen es sehr direkt wird, ergänzt. Leider liest es sich auch stetig zäher und braucht viel Stehvermögen, um überhaupt bis zum Ende vorzustoßen. Nein, ein wie auch immer geartetes Lesevergnügen war das nicht.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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