Dienstag, 7. Oktober 2014

Lauras Verschwinden im Schnee - Pasi Ilmari Jääskeläinen


Titel: Lauras Verschwinden im Schnee
Autor: Pasi Ilmari Jääskeläinen
Originaltitel: Lumikko ja yhdeksän muuta
Verlag: Aufbau Verlag
ISBN: 978-3351034115
Euro: 19,95
Veröffentlichungsdatum: September 2014
Seiten: 379
Kein Serientitel
Come in: Vom Verlag









Inhalt

Im beschaulichen, finnischen Hasenhausen hat die weltbekannte Kinderbuchautorin Laura Hermelin einst neun talentierte Schüler um sich versammelt, um sie zu Schriftstellern zu machen. Das funktionierte, alle neun schrieben Bestseller. Als die Hilfslehrerin Ella Milana zurück ins Elternhaus zieht, wird sie überraschend als zehntes Mitglied in die Literarische Gesellschaft aufgenommen. Auf der Willkommensfeier verschwindet Laura mitten im Raum in einem gewaltigen Schneesturm. Ella stößt bei ihren Nachforschungen zum Geschehen auf Ungereimtheiten; offenbar gab es einst bereits ein zehntes Mitglied, an das sich kaum jemand erinnert und das noch als Kind gestorben ist. Ein Genie, wie Ella herausfindet. Ein Genie mit einem Ideenbuch - Ideen, die vielleicht (unerlaubt) überlebt haben. Ella verfängt sich im "Spiel", das die Mitglieder eng aneinander kettet und sie gleichsam trennt. Sie muss ihre Seele bloßlegen, wenn sie die Wahrheit erfahren will.


Meinung

Es ist kein leichter Roman, den Pasi Ilmari Jääskeläinen vorgelegt hat, aber ein intensiver, emotionaler und überaus spannender. Wie gewohnt ist dieser Roman eigentlich keinem Genre vordergründig zuzuordnen, enthält aber einige phantastische Anleihen, die hier vor allem metaphorisch zu verstehen sind. So stutzt Ella gleich zu Beginn über den Aufsatz eines Schülers, in dem er einem Werk der Weltliteratur ein falsches Ende andichtet. In der Bibiothek der Ortschaft jedoch steht genau dieses so im Buch. Ella findet später immer weitere Bücher, in denen die Geschichten von ihrem eigentlichen Original abweichen. Als würden die Bücher an einer geheimnisvollen Krankheit leiden und sich gegenseitig anstecken.
Bis zu Lauras Verschwinden scheint alles normal, das Elternhaus, der demente Vater, die Schule, die Kleinstadt. Ella ist jung, hat gerade herausgefunden, dass sie keine Kinder bekommen kann und wurde entlobt. Ein Schicksal, mit dem sie sich nicht recht abfinden kann und darum gern Ablenkung in der neuen Herausforderung sucht.
"Das Spiel" ist einst von Laura Hermelin erfunden worden, die Mitglieder können sich in der Nacht gegenseitig herausfordern und müssen dann eine Art Seelenstriptease voreinander ablegen. Wenn Ella eine Frage zur Vergangenheit stellt, muss sie gleichzeitig auch selbst eine beantworten. Und diese Fragen haben es in sich! Nicht leicht, sich danach noch in die Augen zu sehen. Doch auch das muss Ella zuwege bringen, wenn sie ans Ziel gelangen will - und da ist auch noch dieses eine Mitglied, zu dem sie eine besondere Beziehung eingeht und in dessen Garten seltsame geisterhafte Schatten zu leben scheinen.
Die Geschichte wird aus Ellas Sicht geschildert, Laura tritt nur einmal auf, um sogleich zu verschwinden und später nur noch in den Erzählungen ihrer Schüler aufzutauchen. Diese Befragten erzählen ihre eigenen Geschichten also selbst - immer dann, wenn es Ella gelingt, sich an einen heranzupirschen, denn obwohl sich so einige danach sehnen, fürchten sie es auch.
Als Ella dem Geheimnis immer näher kommt, spitzt sich die Lage zu, wird das "Spiel" eindringlicher. Das Ende ist überraschend und der Clou des gesamten Buches; ich empfehle allen Seitenvorblätterern dringend, nicht das Ende zuerst zu lesen!
Es gibt ein Happy End, für Ella sowieso, aber auch für alle anderen. Dennoch scheint zunächst die Dringlichste Frage ungeklärt zu sein, bis man später begreift, dass es darum vielleicht nie wirklich gegangen ist. Die Moral; ein Schneesturm, weil Hermeline dann ihr weißes Fell bekommen? Ella jagt auf diesen Pfaden, wird fündig und legt sich und andere bloß um zunächst viel zu verlieren und schließlich alles zu gewinnen.
Übrigens nicht die leichteste Lektüre, aber leidenschaftlich, tiefgreifend, manchmal sogar ein bisschen seltsam erregend. Geht einem durch und durch. Bewegt und befriedigt.

http://pasiilmarijaaskelainen.wordpress.com/
Pasi Ilmari Jääskeläinen, 1966 geboren, gilt als Geheimtipp der finnischen Literaturszene. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und ist bekannt für seine Fantasy- und Sci-Fi-Erzählungen, für die er mehrere Auszeichnungen erhielt. Mit Lauras Verschwinden im Schnee feierte er 2006 sein vielbeachtetes literarisches Debüt. Er wird in 7 weitere Sprachen übersetzt. Der Autor unterrichtet finnische Sprache und Literatur in Jyväskylä und ist Vater von drei Söhnen.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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