Montag, 27. August 2012

Am Meer, damals - Norbert Schulz


Titel: Am Meer, damals
Autor: Norbert Schulz
Originaltitel
Verlag: Rothenstein
ASIN: B005GVQM2S
Euro: 3,99
Veröffentlichungsdatum: August 2011
Dateigröße: 291 KB (127 Seiten)
Kein Serientitel
Come in: Vom Autor (*)






Inhalt

In der kleinen Bar auf der noch kleineren Insel Caye Caulker erhält ein Auswanderer von seinem Freund Capitano ein Manuskript. Es stammt von Norman Joe Miner, genannt Alaska-Joe, der es wer weiß wo gefunden hat.
Der Auswanderer liest begierig die Erzählung Pablos und seines Erwachsenwerdens. Davon, wie er es zu Hause nicht leicht hat, weil er vom Vater Prügel erhält. Davon, wie er sich zu einem alten Fischer flüchtet, den er Großvater nennen wird und der ihn viele Dinge lehrt. Und davon, wie es ist, zum ersten Mal verliebt zu sein.

Cover

Das Umschlagfoto stammt von Philippe Halsmann/ Magnum Photos. Es wirkt auf den ersten Blick etwas seltsam, weil es auch zunächst nichts mit dem Klappentext/ Inhalt zu tun zu haben scheint. Da aber Marilyn Monroe eine große Rolle im Leben des Jungen Pablo spielt, ist es gut gewählt. Ein bisschen mehr Karibikflair statt nur dieses dünnen blauen Streifens, den man leider kaum richtig erkennen kann, hätte es aber doch sein dürfen.
Zudem wäre eine kleine Karte der Inseln wünschenswert gewesen.

Meinung

"Am Meer, damals" ist das Debüt von Norbert Schulz, das es auch als Printausgabe zu lesen gibt. Diese ist zwar teurer, enthält aber achtzig Seiten mehr. Worin diese bestehen, kann leider nur vermutet werden, das Impressum lässt jedoch darauf schließen, dass es sich um zumindest einige Fotos handeln könnte. Das E-Book enthält leider keine davon. Das ist jedoch gar nicht nötig, denn der Autor lässt allein mit seinen Worten die Karibik einer Zeit lebendig werden, als "die Mädchen Blumen im Haar trugen". Es wird keine explizite Jahreszahl genannt, in der die Handlung spielt, ich vermute jedoch Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre.
Der Roman besteht aus zwei Geschichten. Der des Auswanderers, der Pablos Geschichte in einem Roman liest und dem nach dessen Ende wiederbegegnet wird. Und Pablos Erlebnissen, seinem Tagesablauf, seinen Wünschen und Träumen. Diese Rahmenhandlung ist so glaubhaft aufgebaut worden, dass ich den Autor fragen musste, ob es tatsächlich so stattgefunden hat. Beide Storys sind jedoch frei erfunden. Dass hier allerdings auch selbst Erlebtes in sprachliche Bilder umgesetzt wird, ist schnell zu spüren. Sie sind tatsächlich lebensecht und sehr anschaulich.
Die Fischer fahren täglich hinaus und hoffen auf einen guten Fang, doch das Meer ist unberechenbar und hält seine ganz eigenen Überraschungen bereit. So wie das Leben auch. Pablo schaut seinem Großvater über die Schulter, der ihn alles lehrt, was er weiß. In dessen Haus sieht der Junge auch das erste Mal ein Bild von Marilyn Monroe, die er sofort heimlich verehrt. Sie prägt ihn so sehr, dass er hin und wieder sogar glaubt, sie spreche mit ihm. Das wird bündig in die Handlung eingewoben, ohne sie zu behindern. Ganz nachzuvollziehen ist es jedoch nicht immer. Der Junge schafft sich ganz offensichtlich seine eigenen (Trug-?)Vorbilder, weil er zu Hause keine hat. Dass er aber sogar so sehr mit ihr verwächst, dass er meint, sie stünde neben ihm, wirkt mitunter ein wenig überzogen.
Pablos Erzählung, in der Ich-Form übrigens, wie die des Auswanderers auch, arbeitet stetig auf seine erste Liebe hin. Auf dem Weg zu ihr jedoch verliert sich der Autor hier und da in Alltäglichkeiten, die zwar überaus anschaulich geschildert werden, aber leider auch den Höhepunkt hinauszögern. Dadurch gerät der rote Faden ein wenig ins Abseits. Bei 127 Seiten ist das aber nicht so ausufernd, dass es wirklich stören würde, es fällt aber zumindest ins Auge.
Das Ende der Geschichte in der Geschichte läuft ein wenig zu zackig, aber trotzdem recht emotional aus. Zudem gibt es insgesamt eine Moral, die zwar keinen Zeigefinger erhebt, aber die manchmal fast wehmütige Grundstimmung unterstreicht.
Wer Karibikflair pur sucht und gefühlvoller, mitreißender Schreibe nicht aus dem Weg geht, ist mit "Am Meer, damals" gut beraten. Männliche Leser könnten den Roman vielleicht einen Tick mehr genießen, aber hier werden eigentlich keine Unterschiede gemacht. Die Entführung abseits aller westlichen Hektik in Sonne, Strand und Meer funktioniert bestens.


Norbert Schulz übte mit seinem Freund Jobst vor vielen Jahren höchst erfolgreich das einzigartige go slow von Caye Caulker. Ausgebremst durch einen Mastbruch, warfen sie die westliche Hektik samt Mast über Bord. Abendländische Zappeligkeit, Hast und Aufregung prallten an dem eigenen Herzschlag der Karibikinsel ab. Zum Tagesinhalt wurden das Zurücklehnen in der Hängematte, der Verzicht auf Schuhe und Hemd, der Drink an der Bar und das Schreiben von ein paar Zeilen beim Sundowner. Eines Tages tauchte das Coca-Cola-Boot am Horizont auf und ließ einen Mast am Strand zurück. Zu spät für das Segler-Duo. Sie setzten ihr laid-back fort und brauchten Tage über Tage bis zum Mastsetzen.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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