Donnerstag, 27. Oktober 2011

Der Buchmesse Convent in Dreieich 2011


Am 15.10.2011, dem Samstag der Frankfurter Buchmesse, fand zum 26. Mal der Buchmesse Con statt. Der? Ja, obwohl das nur eingefleischte Fans und Besucher verwenden.
Die Erklärung dazu ist ganz einfach und stammt von Roger M. persönlich: "Das ist eine Streitfrage, die das deutsche Fandom seit Jahrzehnten und ganz besonders seit Aufkommen der MediaCons wie FedCon oder RingCon in zwei Hälften spaltet.
Literaturbezogene Con sind schon immer "der", das "die" schwappt durch jüngere Fans von den MediaCons herüber. Dürfte wohl eine Frage des Generationswechsels sein, bis sich das "die" durchgesetzt hat. BuCon, ColoniaCon, GarchingCon, Perry-Rhodan-WeltCon und DreieichCon sind aber schon immer "der" gewesen. Es ist zwar "die" Convention, aber in unserem Falle "der" Buchmesse Convent, wie das Event offiziell ausgeschrieben heisst."

Die Anreise aus Berlin gestaltete sich in diesem Jahr nicht ganz so einfach, da einige Anonyme meinten, Brandanschläge auf die Gleise der Bahn verüben zu müssen. Nach erheblicher Verspätung ging es aber doch unbeschadet Richtung Frankfurt, wo wir in einem Hotel abstiegen, in dem es laut Aussage eines Einheimischen Tradition ist, seinen Leichenschmaus nach einer Beerdigung einzunehmen.
Für das lockere Beisammensein am Abend vor dem Con waren wir aber schließlich zu müde und entschieden uns dagegen.
Gegen 10.30 Uhr am Con-Tag checkten wir ein und bekamen sogleich unsere Con-Tüten ausgehändigt, mit denen wir uns im noch recht leeren Saal hinsetzten und hineinsahen. Außerdem galt es den breit gefächerten Programmplan abzuchecken und gemeinsame Veranstaltungen anzukreuzen. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus, denn mit stündlichen vier zeitgleich stattfindenden Veranstaltungen war die Auswahl enorm.
Aber nur wenige Minuten später gab es die ersten bekannten Gesichter zu entdecken, wie in etwa den Verlag Torsten Low mit eigenem Verlagsmaskottchen, das mit seinen inzwischen fünfzehn Monaten schon ziemlich erwachsen wirkt.
Ebenfalls fiel mir eine junge Frau in Steampunkkostüm auf, die ich meinte, schon einmal gesehen zu haben. Weil sie noch recht allein durch den Raum wanderte, sprach ich sie schließlich an und es stellte sich heraus, dass es sich um Miss Alexia Steampunk handelte.
Meine Begleiterin hatte noch nie etwas von "Steampunk" gehört und war angesichts unseres Gespräches über den selbstgemachten Schmuck und andere Kostümdetails etwas verwundert. Da der Verlag FederundSchwert bereits aufgebaut war, schlenderten wir kurz hinüber und Alexia gab mir einige Tips bezüglich der Bücher von Ju Honisch. Andere des Verlages habe ich nämlich schon (sehr gern) gelesen. Unter anderem auch "Das mechanische Herz", das ich jedem Steampunk-Begeisterten ans Herz legen möchte.

Und dann war es auch schon Zeit zur ersten Lesung zu gehen. Der Verlag Torsten Low stellte sich und einige der neueren Werke um 11 Uhr im Hangardeck vor. Die beiden Autoren Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser lasen aus ihrer Geschichte "Das Herz des Jägers" (aus: Geschichten unter dem Weltenbaum) vor, die später am Abend den Deutschen Phantastikpreis in der Kategorie "Beste deutschsprachige Kurzgeschichte" gewinnen sollte.
Der Verleger ließ sich auch einige Zukunftsdetails entlocken. So wird im nächsten Jahr der Autor Mark Staats einen Fantasyroman bei ihm veröffentlichen, der in der Tradition von Terry Pratchett stehen soll, also voller Humor steckt. Man darf gespannt sein, ob Herr Staats halten kann, was er versprochen hat; Übung hat er jedenfalls schon, denn auch sein Roman "Bettina Müller: Werwölfin mit Sexappeal" ist nicht so ganz ernst zu nehmend zu lesen.
Danach gab es auch schon eine kurze Szene aus dem neuen Roman zu lesen, stilecht mit Schwertern und verstellten Stimmen.

Die zahlreichen Zuhörer waren begeistert. Ebenso von Vanessas toller Lesestimme, die zumindest bei mir viel Eindruck hinterlassen hat.
Um 12 Uhr zog es mich zum Transporterraum, in dem sich der Ulrich Burger Verlag vorstellte. "Die Köche - Biss zum Mittagessen" und "Ley Lines" sollten vorgestellt werden. Bei ersterem ging auch alles gut. Doch dann stellte ein Autor mit Stachelfrisur eine seiner Geschichten vor, was er auch durchaus ansprechend tat. Leider saß seine Gefährtin mit dem noch recht jungen Nachwuchs hinter mir, der, angestachelt von der Frau Mama, sehr laut nach dem "Papa" rief und das eine ganze Weile. Der las stoisch weiter, aber ich war aus dem Konzept. Da das Baby weiterbrabbelte und ich gar nichts mehr verstehen konnte, stand ich schließlich leicht verärgert auf und verließ den Raum. Ich glaube, dafür hat der große Schöpfer die Großeltern erfunden, bei denen sich so ein Kleinkind sicher wesentlich wohler fühlt, als unter vielen hundert fremden Menschen.
Um 13 Uhr zog es mich zu Carsten Steenbergen, der ein wenig über Steampunk plauderte und schließlich zu lesen begann. Dort saß ein wenig vor mir Alexia mit zwei weiteren jungen Frauen, die ich schnell als Seychella von der Fantastischen Bücherwelt nebst Begleitung erkannte. Und während ich zunächst tolle Aussicht auf den Vortragenden hatte, setzte sich kurz darauf ein junger Mann vor mich, der mir auch in den beiden vorherigen Lesungen schon aufgefallen war. Es handelte sich dabei nämlich um Thomas Elbel, den es hier im Blog auch im Autorenplausch zu lesen gibt.
Und alles, worauf ich dann noch Aussicht hatte, waren jede Menge Tattoos. Kaum zu glauben bei dem biederen Brotjob. ;-)
Nach der Lesung wartete ich vor dem Ausgang und nachdem Alexia noch mit Herrn Steenbergen sprach, stellte ich mich Seychella einfach selbst persönlich vor.
Um 14 Uhr wurde der Deutsche Science Fiction Preis verliehen, was mich leider so gar nicht interessierte. Zeit um einen Snack einzunehmen, möchte man meinen, aber das Catering war in diesem Jahr eine völlige Katastrophe, wie Alexia und ich leider feststellen mussten. Da hat es nicht mal zu einem warmen Würstchen mit Brötchen gereicht und wir mussten hungrig wieder abziehen. Der Nudelauflauf sah leider wenig vertrauenserweckend aus, die Preise waren recht hoch.
Meine Begleiterin hatte sich übrigens um 13 Uhr den Vortrag von Ralf Boldt angesehen, da sie selbst im Medizingeschäft tätig war. "Medizin - Was gestern noch SF war, ist heute bereits Realität" hat ihr gefallen. Danach war sie zwecks kurzem Mittagsschläfchen im Hotel, bis sie um 16 Uhr wieder zu mir stieß.
Um 15 Uhr gab es aber erst einmal Bernd Perplies anzuhören. Einer der wenigen deutschen Autoren, die ich noch nie live erlebt habe und ich finde, er hat seine Sache sehr gut gemacht. Mir gefallen Lesungen, die nicht stoisch bis zum Ende gehalten werden, sondern bei denen genug Zeit zum Fragenstellen bleibt.

Auf meine Frage, ob er schon etwas zu seiner neuen Trilogie beim Lyx-Verlag sagen könne, druckste er zunächst ganz schön herum. Allerdings hat er davon ja selbst getwittert, ich habe also keine Geheimnisse verraten! Die Kataloge würden erst im November erscheinen und bis dahin sei es ihm nicht erlaubt, etwas dazu zu sagen. Nur soviel: Es gäbe eine düstere Atmosphäre und für den Helden würde es vom Anfang bis zum Ende der Geschichte besser. Aha!
Auch Sey, die neben mir saß, grinste in sich hinein.
Um 16 Uhr galt es Gesa Schwartz anzusehen, für mich das erste Mal live. Sie war zuvor noch auf der Frankfurter Buchmesse gewesen und wirkte etwas gehetzt auf mich. Andererseits schien sie den gesamten Tag irgendwie neben sich zu stehen, denn auch sie sollte später den Deutschen Phantastikpreis gewinnen und das kann einen ja schon ganz schön umhauen.
Für ihre zukünftigen Lesungen würde ich mir wünschen, dass sie in ein bisschen mehr Interaktion mit ihren Lesern treten würde, öfter mal den Blick heben oder einfach plaudern.

Nach der Lesung signierte sie kurz einigen Fans deren Bücher. Ich hätte mir sehr gern Nephhilim, ihr neuestes Werk signieren lassen, das hat aber leider nicht mehr in den Koffer gepasst, so dass ich mir am Werkzeugsstand keines besorgt habe. Ich stellte mich persönlich vor, wir plauderten kurz, dann war sie auch schon wieder weg.
Um 17 Uhr wollte ich mir unbedingt Markus Heitz ansehen, weil ich schon so viel Gutes über seine Lesungen gehört hatte. Aber leider war ich auf einmal platt ob des ganzes Inputs und begab mich mit meiner Begleiterin in den großen Hauptsaal. Nahe des Verlages Torsten Low bezogen wir Stellung und hatten was die Stühle anging wahnsinniges Glück. Die waren nämlich schon zu diesem Zeitpunkt echte Mangelware! Kurze Plauderpause mit der Guten Seele des Verlages und Snackeinnahme ließen die Zeit dahinschwinden.

Gegen 17.30 Uhr kam auch Thomas Elbel in den Saal und ließ sich unweit von uns nieder. Da meine Begeleitung mir nach ihrer Pause im Hotel sein Buch "Asylon" mitgebracht hatte, sprach ich ihn an und ließ es mir signieren. Dafür schrieb er mir fast einen eigenen kleinen Roman hinein.
Wir plauderten kurz. So hatte auch er Probleme bei der Abfahrt in Berlin, immerhin nur zwei Stunden nach mir. Ehrlich, ich werde solche Leute nie verstehen, die Menschenleben in Gefahr bringen müssen, um auf ihre Sache aufmerksam zu machen.
Ich fragte Thomas schließlich, ob es nicht ein wenig zu viel für ihn sei, in alle Lesungen hinein zu gehen und schließlich um 20 Uhr selbst noch eine zu halten. Bisher waren wir nämlich witzigerweise in fast allen Veranstaltungen gemeinsam gewesen. Aber er hat offenbar eine viel bessere Konstitution als ich.
Außerdem zeigte er sich erfreut darüber, viele Mitglieder seines Schreibforums endlich persönlich getroffen zu haben, die so etwas wie ein kleines Forentreffen auf dem BuCon abgehalten haben. Auch Ann-Kathrin Karschnick war darunter, allerdings brauchte ich einige Momente länger, um ihr Gesicht einzuordnen und so entging mir die Chance auf ein persönliches Gespräch. Und in eine große Runde mag man als "Fremder" ja nicht reinplatzen.
Meine Begleiterin und ich ließen unsere Jacken - die man in diesem Jahr nicht an der Gaderobe abgeben durfte und fortgejagt wurde - auf den Stühlen und baten darum, dass man ein Auge darauf haben würde. Dann ging es um 18 Uhr zu Bernhard Hennen.
Der alte Schlingel versuchte wieder einmal sein Glück und wollte die Zuhörer auswählen lassen: entweder lese er einen Text oder man könne mit ihm über seine Werke plaudern. Zum Ende verteufelte er die Demokratie.
Mir gefiel aber, wie er las, das hörte ich zum ersten Mal, denn für gewöhnlich wollen die Zuhörer lieber plaudern. "Drachenelfen" ist das neueste Werk des Autors.
Wesentliche Details aus der danach doch noch stattfindenden Fragerunde können HIER nachgelesen werden.

Noch vor dem Ende verließen wir den Maschinenraum, denn es hieß schnell sein, da nun der Deutsche Phantastikpreis verliehen werden sollte. Unsere Jacken hingen noch und wir hatten Glück, Plätze ergattert zu haben, von denen wir einen tollen Blick hatten. Sitzmöglichkeiten gab es ansonsten aber kaum noch.
Die Preisverleihung, von der noch einmal gesondert berichtet werden soll, stellte wieder einmal das Highlight des Tages dar, die Show war ein Hit. Die Preisgekrönten dagegen aber eher keine Überraschung.
Um 20 Uhr gab es dann die Lesung von Thomas Elbel, der seinen eigenen kleinen Fanclub mitgebracht zu haben schien. Leider war es inzwischen schon recht dunkel und an der Beleuchtung des Hangardecks ließ sich nicht herumschrauben. Übrigens ebensowenig wie an der Heizung. Für DAS Foto des Tages war ich einige Sekunden zu lahm, als ich den Autor bei einer wichtigen Vorbereitung zur Lesung beobachtete. Gelacht haben wir aber beide.
Neben einer Textstelle aus "Asylon" gab es auch eine Kurzgeschichte zu hören. Auch Fragen konnten gestellt werden, so dass die Lesung einen würdigen Abschluß des gesamten Tages darstellte.

Danach ging es die wenigen bekannten Gesichter im Hauptsaal abgrasen, die noch da waren und sich verabschieden. Obwohl ich Gesa gern persönlich zum Preis gratuliert hätte, war an sie kein Herankommen mehr, aber ich glaube, sie war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr wirklich aufnahmefähig. Ich war es jedenfalls nicht mehr. Torsten war in ein intensives Gespräch mit einer jungen Frau vertieft (neuer Autor?), das wir leider kurz unterbrechen mussten. Gratulation und Verabschiedung.
Schließlich ging es in die frische, schon recht kalte Luft zurück zum Auto.
Bücher habe ich übrigens keine mitgenommen, im Gegensatz zu meiner Begleiterin. Aber ich habe mir einige vorgemerkt und wer weiß ...
Danke an alle, die uns wieder einmal einen so schönen und ereignisreichen Tag beschert haben!

Die Bilder mussten 2018 aus rechtlichen Gründen leider alle entfernt werden.

2 Kommentare:

  1. Anonym1.11.11

    Ich find's schade, dass wir uns nicht getroffen haben. Aber in der kurzen Zeit, die ich da war, hast du wohl die meiste Zeit in Veranstaltungen gesessen, wie es aussieht.

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  2. Ich finde es auch sehr schade. Zwar habe ich Ausschau nach Dir gehalten und so auch, so meine ich, Autoren gesehen, mit denen Du Dich treffen wolltst, aber Du selbst warst leider nicht zu sehen.
    Gibt aber sicher bald wieder eine Möglichkeit ;-)

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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