Donnerstag, 9. Juni 2011

(Autorenplausch) Melanie Metzenthin: Die Sündenheilerin


Titel: Die Sündenheilerin
Autor: Melanie Metzenthin
Originaltitel, 400 Seiten
ISBN: 3492264549
Euro: 9,95
Ab sofort lieferbar.











Als erstes gab es die Idee zu einer mittelalterlichen Heilerin, die kein Kräuterweiblein ist, sondern die Fähigkeit hat, psychosomatische Leiden zu erkennen und zu lindern. Oftmals wird der Eindruck erweckt, dass psychische Erkrankungen erst im vorletzten Jahrhundert wahrgenommen wurden, aber natürlich gab es sie schon immer. Nur war der Umgang in früheren Zeiten, als die Menschen vieles noch als Gott gegeben annahmen, ein völlig anderer.
Meine Heldin Lena entstammt einem tief religiösen Milieu, aber sie ist von ihrem Vater zugleich sehr frei erzogen worden. Durch einen schweren Schicksalsschlag hat sie ihre eigene Fähigkeit, die seelischen Leiden der Menschen wahrzunehmen, entdeckt. Sie bekämpft ihren eigenen Verlust und Schmerz, indem sie anderen hilft.
So kommt sie auf Burg Birkenfeld, wo sie die kranke Gräfin Elise vorfindet, die ihr aber so gar nicht wie eine gewöhnliche Kranke entgegentritt. Im Gegenteil, zunächst vermittelt die Gräfin den Eindruck, sie wolle gar keine Hilfe annehmen, was Lena verunsichert und auch verärgert, obwohl sie sich für ihre Wut schämt. Man darf doch auf keine Kranke wütend sein ...
Tatsächlich ist es auch in der heutigen Zeit so, dass es Krankheitsbilder gibt, in denen die Menschen nicht in der Lage sind, Hilfe sofort anzunehmen. Erste Kontakte sind oft durch Misstrauen geprägt und so beschreitet Lena den gleichen Weg, den auch heutige Therapeuten gehen: Sie muss ihre eigenen Gefühle hintanstellen und langsam das Vertrauen der Gräfin gewinnen. Allein das ist schon eine schwierige Aufgabe, doch zusätzlich bekommt Lena Einblick in tiefe seelische Abgründe und gerät dadurch, ohne es zu ahnen, in Lebensgefahr. Der einzige, der ihr helfen kann, ist Philip Aegypticus, ein Reisender aus Ägypten, der zusammen mit seinem arabischen Freund Said, einem Muslim, zur gleichen Zeit auf Burg Birkenfeld zu Gast ist. Philip ist ein weltoffener, toleranter Mann und akzeptiert den Glauben seines Freundes ohne jedes wenn und aber. Lena ist auf der einen Seite fasziniert von Philip, der in den Augen der damaligen Kirche ein gefährlicher Freidenker ist, auf der anderen Seite misstraut sie ihm, denn es ist für sie allzu offen, dass auch
er ein Geheimnis mit sich herumträgt, das ihn schwer belastet.

Es machte mir besonderen Spaß, das Spannungsfeld der mittelalterlichen "Psychotherapie" mit dem der Religion zu vermischen, auch mit den
Konflikten, denen sich ein Muslim wie Said gegenübersieht, selbst wenn man ihm Gastfreundschaft gewährt. Und auch Philip, der Christ ist, aber aus einem muslimischen Land stammt, muss sich mit Vorurteilen und den anderen Lebensweisen auseinandersetzen, obwohl sein Vater ein deutscher Kreuzritter war und Philip immer glaubte, die Kultur seines Vaters vollständig verstanden zu haben. Die Geschichte von Philip und Said ist auch eine Geschichte von Freundschaft und Toleranz in schwierigem Umfeld.

Ach ja, eine Abenteuergeschichte gibt es auch - böse Intrigen, eine gefährliche Räuberbande, ein Ritterturnier und eine Burgbelagerung spielen eine wichtige Rolle - als äußere Konflikte, ohne die meine Helden nicht gezwungen wären, ihre inneren Konflikte zu lösen, um zu überleben ...

12 Kommentare:

  1. Stöckchen zuwerf:
    http://booksaweek.blogspot.com/2011/06/stockchen.html

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  2. Das Buch hatte ich gestern schon in der Hand und habe es neugierig beäugt. Die Aufmachung von Piper ist wirklich sehr schön!

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  3. @Jess:
    Ohje, das sind aber viele Fragen. Das artet ja in Arbeit aus ...

    @Sarah:
    Dann hast Du es eher in der Hand gehabt, als die Autorin. Aber vielleicht ist das nicht ganz so schlimm, sie weiß ja immerhin was drin steht ;-)

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  4. Anonym12.6.11

    Ich weiß nicht wieso, aber der Philipp erinnert mich im Moment irgednwie an den dunklen ritter aus "Die Gauklerin von Kaltenberg". Vielleicht weil auch er ein Christ ist, der in einem muslimischen Land aufgewachsen ist? Und sein Vater auch ein deutscher Kreuzritter war? und auch er ein Geheimnis hatte und die Heldin retten musste? Warscheinlich sind die Geschichten total unterschiedlich, aber komisch finde ich es trotzdem.
    LG, Mirja

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  5. @Soleil
    Stimmt, ich habe meine Belegexemplare immer noch nicht, aber as Buch inzwischen auch schon im Buchladen gesehen.

    @Mirja
    Ich habe die Gauklerin von Kaltenberg nicht gelesen - weiß deshalb also nicht, wie der dunkle Ritter dort war und kann deshalb versprechen, dass die Bücher vermutlich gar nichts miteinander gemein haben.

    Gruß, Melanie

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  6. Anonym10.11.11

    Hallo,
    mich hat gerade das Lesen von historischen Romanen gefangen als ich auf Ihr Buch stieß.
    Ein großes Kompliment für Ihre Arbeit. Die Liebe fürs Detail ist in jeder Zeile zu merken...
    Meine Frage... gibt es Hoffnung einer Fortsetzung?

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  7. Hallo Anonym,

    willkommen im Blog!
    Was hast Du den noch so gelesen im Genre und wie hat es Dir gefallen?
    Ich werde der Autorin mal schreiben und sie bitten, Dir zu antworten, ich weiß es nämlich auch nicht ;-)

    LG
    Soleil

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  8. Freut mich, dass mein Buch gefallen hat.
    Ja, es wird eine Fortsetzung geben - im Sommer 2013. Ich bin jetzt gerade am Schreiben, nachdem es so viele Leser gab, die eine Fortsetzung wünschten. Die Fortsetzung wird Philip und Lena nach Ägypten führen - und die rote Thea wird auch noch eine gewichtige Rolle spielen ...

    Wem die Zeit bis 2013 zu lang ist: Im Sommer 2012 erscheint erst einmal ein anderer historischer Roman von mir im Piper Verlag. Er heißt "Schicksalsstürme" und spielt im Jahr 1428 zur Zeit der Hanse in Heiligenhafen. Und natürlich spielt neben der Historie und dem realen Ereignis, das Heiligenhafen 1428 traf, auch wieder die Psychodynamik der Hauptfiguren eine wesentliche Rolle.

    Viele Grüße,
    Melanie Metzenthin

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  9. Anonym11.11.11

    DANKE - sehr schön zu hören, dass es weitergeht.
    Die Charaktere sind vortrefflich interpretiert und ich fühlte mich wie in einem Sog im Hochmittelalter angekommen...und gebannt in dem Zueinanderfinden von Philip und Lena.
    ... allerdings, wer soll auf Sommer '12 und auch noch bis Sommer '13 warten können... *Seufz, da wird die Geduld auf eine harte Probe gestellt...
    Danke für die schnelle Antwort und wünsche viele gute Ideen

    LG Jutta Kiel

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  10. Vielen Dank! Ja, ich bin gerade fleißig am Schreiben - aber noch ganz am Anfang. Noch sind wir in Deutschland und Ulf von Regenstein macht mal wieder Ärger ...

    Viele Grüße,
    Melanie

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  11. Anonym15.11.11

    Hallo,
    da wäre ich jetzt gern ein stilles Mäuschen am pc ... obwohl ich denke, dass Philip kaum große Probleme mit Ulf haben dürfte, bei Freunden wie Johann oder Leopold. Und nicht zuletzt mit einer Frau wie Lena an seiner Seite...

    Viele Grüße
    Jutta

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  12. Ich seh schon, Sie kennen Philip und Johann gut ;-).

    Viele Grüße,
    Melanie

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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