Mittwoch, 4. November 2009

Warum Fantasy? von Ann-Kathrin Karschnick



Viele glauben, dass Fantasy eine einfache Möglichkeit ist, um mit dem Schreiben zu beginnen. Ganz im Gegenteil. Klassische Fantasy zu schreiben ist in einigen Fällen vermutlich schwerer, als in anderen Genres zu schreiben. Nehmen wir den Unterschied zwischen Geschichten, die in unserer Welt spielen, und einem klassischen Fantasyroman: In einem auf der Erde spielenden Roman muss man nicht viel recherchieren. Man braucht nur eine Idee, zu der man die Recherche beginnt. Die Rahmenbedingungen des Lebens sind fest vorgegeben. Egal in welcher Stadt es spielt, es gibt die Stadt schon. Man muss nur gut recherchieren, wenn man nicht zufällig in der Stadt lebt.
Bei einem Fantasybuch braucht man zuallererst ebenfalls eine Idee. Doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die Welt, in der die Geschichte spielt, muss neu erfunden werden.
Nehmen wir zum Beispiel das Land Teinemaa, die Welt zu „Die Feuerritter – Kampf um Teinemaa“. Dort gibt es nicht nur einfache Städte und Ansiedlungen, sondern auch ungewöhnliche Städte. Die Stadt Kiehnshecken entstand vor hunderten von Jahren, als das Blut von Giganten auf guten Nährboden traf. Es wuchs eine gewaltige Hecke, in der die Menschen jetzt leben. Um das ganze realistisch wirken zu lassen, musste es eine Hintergrundgeschichte zur Entstehung der Stadt geben. Somit brauchte man eine Vergangenheit, die auch wieder überzeugen musste. Die Vergangenheit der Stadt ist in dem Roman auch gleichzeitig wichtig für unseren Hauptprotagonisten Tulurin. So schließt sich der Kreis in der Gegenwart und findet einen runden Abschluss.
Leider herrscht immer noch das Vorurteil vor, für Fantasyromane nicht recherchieren zu müssen. Der Autor schreibt einfach alles auf und was keine Erklärung findet, wird mit Magie erklärt.
Falsch! Heutzutage gibt sich der Leser nicht mehr damit zufrieden, wenn man alles mit Zauberei beschreibt. Jedes Details muss genau stimmen, jede neue Rasse muss in sich stimmig sein und jede neue Welt muss realistisch und gut erzählt sein, um den Leser darin eintauchen zu lassen.
Alles in allem ist Fantasy nicht gerade das einfachste Genre, wenn man es richtig angeht.

Dennoch oder gerade deswegen habe ich mich damals dafür entschieden im Fantasygenre zu schreiben. Im wahren Leben sitze ich 8 Stunden am Tag an einem Schreibtisch und kümmere mich um trockenes Zahlenwerk. Dabei bleibt die Fantasie ziemlich auf der Strecke. Das ist bei meiner ausgeprägten Gedankenwelt aber mehr als ungünstig und würde schlussendlich mit einer Zwangseinweisung enden, wenn ich kein Ventil für diese Ideen hätte.
Auf dem Weg nach Hause in der S-Bahn, kann es schon mal passieren, dass die Person auf dem Sitz gegenüber plötzlich dem Bösen in meiner Geschichte ein Gesicht verleiht und schon startet das allseits beliebte Kopfkino. Meine Romane und Kurzgeschichten handeln meist von dem Kampf um etwas oder jemanden. Fast immer haben meine Figuren einen Hang zum Guten oder ein ausgeprägtes Helfersyndrom. Da ich in meiner Freizeit im Deutschen Roten Kreuz tätig bin und auf Sanitätsdiensten oft verletzten Menschen helfe, bin ich wohl nicht ganz unschuldig an dem Helferkomplex meiner Figuren.
In mir, und vermutlich noch vielen anderen, steckt ein verborgener Feuerritter, der seinen Weg durch die alltägliche Welt mit viel Herz und ein klein wenig Zauberei findet.

Mehr zum Roman "Die Feuerritter - Kampf um Teinemaa" und der Autorin ist auf ihrer Homepage zu finden.


7 Kommentare:

  1. Sehr treffende Aussage! Ich hasse "Issos" in Fantasybüchern. Das hat z.B. bei dem ersten "Die Drachenkämpferin"-Roman dazu geführt, dass ich angefangen habe die Höhen der Ebenen der Turmstadt, den Durchmesser der Gärten im Zentrum und den erforderlichen Sonnenstand auszurechnen, weil ich mich so geärgert hatte. >g<
    Das Weltenbasteln macht doch einen ganz großen Reiz beim Schreiben von Fantasy aus - und natürlich die Möglichkeit fantastische Element mit jedem anderen Genre mischen zu können. :) Gefährlich wird es nur für diejenigen, die sich so in den Details ihrer Welt verlieren, dass sie das Schreiben darüber vergessen ... >g<

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  2. Hm, interessant, interessant...

    Die Menschen wohnen in einer Hecke?
    Der Bericht ist natürlich schön und auch zutreffend geschrieben, jedoch setzt die Autorin durch ihn die Erwartungen an ihr Buch auch sehr hoch. Jedes Datail muss stimmen, jede Rasse stimmig sein,... Ich bin gespannt ob sie das auch tatsächlich einhalten kann. (Nicht weil ich es ihr prinzipiell nicht zutraue, sondern weil ich schlichtweg noch nix von ihr gelesen habe)

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  3. Hallo Ihr zwei:

    @Kätzchen:
    Was sind Issos? *auf dem Schlauch steht*
    Und menno, sag doch sowas nichts, ich hab mir diesen Riesenband wo alle Teile drin sind gerade erst angeschafft ...
    Mich ärgert es bei gerade jungen Autoren oder eben Schreibanfängern, dass sie es mit Fantasy versuchen, weil das so leicht ist. Das war vor einigen Jahren schlimmer, als die ganzen Filme im Kino waren ...

    @Feenfeuer:
    Das mit der Hecke finde ich auch sehr interessant. Wahrscheinlich ist die soooo riesig, dass da ganze Häuser drin stehen können. Gibt ja auch die Variante Riesenbäume und so.
    Ich glaube, sie möchte auch, dass die Erwartungen groß sind. *g* Über Rezis freut sie sich bestimmt.
    "Das Amulett der Welten" gibt es im VeWe-Forum zum lesen und kommentieren.
    http://www.verlorene-werke.de/veweneu/viewtopic.php?f=52&t=10402


    LG
    Soleil

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  4. Hi Soleil,

    nein, da muss ich dich enttäuschen. Die Damen und Herren leben wirklich in einer Hecke. :-) Nix mit Häusern in einer Hecke. Das ist ja langweilig. *g*

    Liebe Grüße,
    Ann-Kathrin

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  5. Hallo Ann-Kathrin,

    echt? Du machst es aber spannend! Wie soll das denn funktionieren?
    Wie hoch ist die Hecke?
    Und sag jetzt nicht, ich soll das Buch lesen, mein Kontingent ist für dieses Jahr erschöpft ...


    LG
    Soleil
    Daniela

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  6. Hi Soleil,

    die Hecke ist mehrere Meter hoch und in den tausend Jahren, seit der Entstehung der Hecke, haben sich die dortigen Bewohner ihre Häuser aus der Hecke geschnitten, ähnlich diesen Tierfiguren, die es in manchen Gärten zu bewundern gibt. :-) Zudem ist die Hecke von dichtem Blätterwerk überwuchert, so dass man auch mal barfuss auf dem Boden laufen kann. Dennoch ist die Hecke durch sein engmaschiges Netz fest genug, um nicht beim kleinsten Windhauch umzuknicken.

    Allerdings haben die jetzigen Einwohner ein großes Problem. Die Hecke stirbt langsam und keiner weiß so genau warum und wie man es aufhalten kann. :-)

    Liebe Grüße,
    Ann-Kathrin

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  7. @Soleil: Ein "Isso" ist eben das, was der Autor mit "Das ist eben so" erklärt, ohne dass er sich wirklich Gedanken gemacht hatte, wie es funktionieren könnte.

    Und "Die Drachenkämpferin" ist eigentlich eine sehr nette Reihe mit ein paar positiven und ein paar nicht so tollen Ideen. Aber eine vierzig Etagen hohe Turmstadt (wenn ich die Zahl richtig in Erinnerung habe), kann meiner Berechnung nach keine "Turm"stadt mehr sein, wenn noch genug Licht in die Mitte fallen solle, dass die Gärten und Felder genug Ertrag bringen sollen, dass alle Bewohner der Stadt davon leben ... >hüstel< Hätte die Autorin Ringstadt geschrieben, wäre ich lange nicht so mäkelig gewese. >g<

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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