Mittwoch, 18. November 2009

(DVD) Gilmore Girls - Season 1




Session 1
Die Serie spielt in der beschaulichen, amerikanischen Kleinstadt Stars Hollow, die Jazz später mit „Ich bin in der Hölle“ titulieren wird. Aber er ist schließlich auch Großstädter (immerhin New York).
Die Menschen, die hier leben, erfüllen auf den ersten Blick so ungefähr jedes Klischee, das man sich vorstellen kann. Sieht man aber hinter so manche Fassade, tun sich weite, freie und interessante (Lebens-) Bilder auf, die man mit einem Blick meist gar nicht recht erfassen kann.
Hauptpersonen sind ein Mutter-Tochter-Gespann. Das besondere daran ist, einmal das Alter der beiden und andererseits auch ihr Verhältnis zueinander.
So hat Lorelai ihre Tochter einst im jungen Alter von 16 Jahren geboren und mindestens 15 davon allein aufgezogen. Sie stammt aus einem sehr strengen, vorgefertigtem und auch reichem Elternhaus, das nie so wirklich zu ihr gepasst hat. Die Eltern konnten sich nie so recht damit abfinden, was ihrer Tochter passiert ist und mach(t)en sich nicht einmal die Mühe, ihre Tochter auch nur ansatzweise zu verstehen. Das hat Lorelai sicherlich geprägt.
Aber sie ist keine graue, stille Maus, sondern modern, flippig und schlagfertig.


Für alles scheint sie die passende Antwort zu haben und ihrem Charme können sich nur wenige entziehen. Sie hat ihr Leben allein gemeistert und auch das beste Umfeld für ihre Tochter geschaffen.
Rory, die eigentlich Lorelai nach ihrer Mutter heißt, weil diese sich in den Kopf gesetzt hat, wenn Männer ihre Söhne nach sich benennen können, kann sie auch ihre Tochter nach sich benennen. Rory also, ist nun selbst 16, hat aber keinen Grund gegen ihr Elternhaus zu rebellieren. Sie wäre auch gar nicht der Typ Charakter dazu. Sie ist eher strebsam, fleißig und vernünftig, bildet daher auch eine Art Gegenpol zu ihrer Mutter. Nicht, dass diese faul ist, im Gegenteil, sie leitet ein Hotel und macht auf der Abendschule ihren Wirtschaftsabschluss nach, um einmal selbst ein Hotel zu besitzen.
Rory träumt davon, eines Tages auf die berühmte Havard Universität zu gehen und lernt daher sehr viel. Trotzdem ist sie nicht unbedingt der typische Strebertyp, sondern lässt sich noch sehr viel Raum für die Freizeit (wofür allerdings auch ihre Mutter sorgt).
Da wäre zum einen ihre beste Freundin Lane, die gebührtige Koreanerin ist und eine sehr strenge, christliche Mutter besitzt, was zu mancher Situationskomik führt. (Das Krümelmonster aus der Sesamstraße verkörpert eine der sieben Todsünden. Die Völlerei.)
Dann natürlich Dean, ihr erster fester Freund. Einige Veranstaltungen, das tägliche Essen im Luke´s und nicht zu vergessen ihre geliebten Bücher.
Ich glaube, mit Rory können sich weit mehr Mädchen identifizieren, als man das auf den ersten Blick denkt, wenn man das so hört.
Zwischen den beiden Protagonistinnen steht nicht zuerst das Mutter-Tochter-verhältnis im Vordergrund, sondern eine sehr freundschaftliche Beziehung.
Obwohl sie groß und schlank sind, können sie alles essen, was sie wollen ohne zuzunehmen. Davon machen sie nun auch reichlich Gebrauch. Kaffee und Hamburger und der Tag ist gerettet. Obwohl Lukes Kirschkuchen auch nicht zu verachten ist.
Rory geht zunächst auf eine öffentliche Schule in Stars Hollow, bekommt dann aber – mit einem Einser Durchschnitt – die Möglichkeit auf die sehr exklusive Privatschule Chilton zu gehen. Das stellt ihre Mutter (die übrigens selbst auf dieser Schule gewesen ist) vor ein kleines Problem, denn Chilton ist nicht nur exklusiv, sondern auch teuer. Also ist sie gezwungen, bei ihren Eltern Emily und Richard vorzusprechen und sie um Geld zu bitten. Dies erfüllen die ihrer Tochter gern, doch stellt Emily eine Forderung. Lorelai hat schon mit so etwas gerechnet, schließlich kennt sie ihre Mutter und lässt sich nicht ohne Grund nur Weihnachten bei ihr sehen, aber selbst an so etwas hätte sie nie im Traum gedacht. Jeden Freitag, pünktlich um sieben Uhr, haben sie und Rory nun bei den Großeltern aufzutauchen und mit ihnen zu essen.
Lorelai sieht darin nur einen von Emilys Schachzügen, mit denen sie versucht, sich einzumischen und zu kontrollieren. Aber es wird bald klar, zumindest dem Zuschauer, dass Emily ihr einziges Kind einfach vermisst und auch gern Anteil am Leben ihrer Enkelin hätte. Die Freitagabende laufen selten ohne Zwischenfall ab, denn irgendwie scheint Emily stets schon vorher über alles informiert zu sein und bewertet alles nach ihren eigenen Maßstäben.
Rorys erster Schultag wird ein wahres Desaster und sie schafft sich unabsichtlich die ersten Feinde. Paris Gellar wird zu ihrer schärfsten Konkurrentin und stellt Rorys Geduld manches Mal auf die Probe. Dann ist da auch noch Tristan, der ihr hinterherläuft und sich ganz offensichtlich in sie verliebt hat. Aber Rory hat doch Dean und mag Tristan obendrein noch nicht einmal. Paris mag ihn und verzeiht Rory nicht, dass er Interesse an ihr zeigt.
Auf Anregung ihrer Großmutter geht Rory gemeinsam mit ihrem Großvater in den Golfclub und dort lernen sie sich erst einmal so richtig kennen. Und stellen fest, dass sie einiges verbindet. Ab da machen ihr die Freitagabende eigentlich nicht mehr so viel aus, auch wenn ihr Großvater beruflich viel auf Reisen ist.
Und es geht spannend weiter.



Am besten gefällt mir nicht einmal unbedingt das Mutter-Tochter-Verhältnis. Ganz ehrlich: Ich habe lieber eine Mutter als Mutter, als eine Freundin.
Was mir gefällt, ist das ganze Umfeld. Selbst wenn eine Figur nur selten auftaucht, ist sie doch komplett und liebevoll gestaltet und auch dargestellt worden. Man erfährt auch über noch so unwichtige Personen Details über ihre Vergangenheit und über ihr Leben, was sie dem Zuschauer unheimlich näher bringen.
Die Serie ist irgendwie leicht und spritzig und absolut etwas zum abschalten. Es gibt viel Witz, ohne aufdringlich zu werden. Mit der Lebenssituation der Menschen können sich sicherlich viele Zuschauer identifizieren, Rory hat alltägliche Teenagerprobleme und Lorelai die einer 32 Jährigen alleinerziehenden Mutter, deren eigene Mutter ihr dazwischen funkt, deren beste Freundin etwas verrückt ist, mit einigen (seltsamen) Verehrern und ihrem eigenen Herzen klar kommen muss und deren größte Sorge immer das Wohlergehen ihrer Tochter ist.
Ein bisschen unschön finde ich die sich durch die ganzen Folgen ziehenden Deutschen- und Nazibemerkungen und das ein oder andere Mal auch von bestimmten anderen Menschenschlägen, aber irgendwie kriegen die Schreiberlinge doch immer noch die Kurve.
Es ist sicherlich nichts zum groß darüber nachdenken, soll keine Missstände in der Gesellschaft aufzeigen oder gar ändern, sondern einfach nur unterhalten. Und genau das ist zu mehr als hundert Prozent erreicht worden. Unterhaltung pur!



10 Kommentare:

  1. Hach, da besprichst du mal eine Serie, die ich wirklich gemocht habe! Naja, bis zu den nicht so geglückten letzten beiden Staffeln, die mir ein wenig den Zauber der "Gilmore Girls" genommen haben.
    Ich mag Lorelai lieber als Rory, aber ich hasse Loreleis Liebesleben. ;) Und ich liebe die Nebenfiguren - nur zu schade, dass die Musikerin aus der Hotelhalle so schnell wieder verschwunden ist.

    Die "Gilmore Girls" gehören zu den wenigen Serien, die mein Mann und ich mit Genuß zusammen gesehen haben (er ist sonst immer sehr unduldsam mit Plotlücken >g<). Und ein besonders schöner Aspekt sind die vielen Anspielungen auf Literatur, Musik, Geschichte usw. Das da Ansichten zu Tage kommen, die uns etwas irriteren, ist kein Wunder - schließlich ist es eine amerikanisch Serie. ;)

    Meine persönlichen Höhepunkte waren immer, wenn ich Anspielungen auf winzige Details in alten Folgen erkennen konnte ...

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  2. Ich habe die gesamte Serie auf DVD, und muss - ähnlich wie Winterkatze - zugeben, dass mein Mann und ich die Serie sehr gerne gesehen haben. Sowohl damals im Fernsehen, als später auch auf DVD.

    Leider läuft die Serie zum Ende hin ziemlich aus dem Ruder. Ich glaube, es fängt mit der letzten Staffel an, vielleicht sogar noch früher. Der Absturz beginnt, als Rory mit ihrem endgültigen Freund, dessen Name ich jetzt nicht weiß, zusammenkommt und all ihre Ideale, die die vielen Episoden zuvor noch gegolten haben, über Bord wirft. Alles, wogegen sie mal rebelliert hat, scheint auf einmal in Ordnung und wirkt arg willkürlich. Sie wird zu der Person, die sie nie werden wollte. Das ist schade und hat diese großartige Serie nicht verdient. Die Dialoge sind zum Ende hin auch ziemlich nervig.

    Mein Fazit: Die letzte Staffel hätte nicht sein müssen, lieber ein Ende ohne Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Für alle Folgen zuvor gilt: Unbedingt angucken, wenn man abschalten und einen schönen Sonntag Nachmittag haben und nebenbei noch viele Modetipps genießen will ;o)

    P.S. Jazz (oder Jess?) schaut aus wie der junge Bruce Springsteen von 1978 und hat nach den Gilmore Girls sogar an der Seite von Silvester Stallone im letzten Rocky-Film mitgespielt. Ebenso hat Dean diese Serie als Sprungbrett genutzt. Er spielt in der überaus erfolgreichen Serie HEROES mit.

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  3. Hallo Ihr zwei!

    @Kätzchen:
    Hier gehts ja erstmal nur um Staffel 1 und die war wirklich sehr gelungen, bis - ja bis sie das Autorenteam gewechselt haben, da ging es dann bergab. Die Witze waren nicht mehr witzig und überhaupt nervte vieles nur noch.
    Lorelais Liebesleben ist auch für mich immer wieder ein rotes Tuch gewesen, sie ist oft recht eigennützig gewesen und das machte sie unsymphatisch.
    Rory hat auch nicht so das beste Händchen gehabt. Was haben wir im Freundeskreis nicht diskutiert, wer besser zu ihr passt: Dean oder Jazz? Ich fand weder noch. Nur weil Jazz liest? Der Junge ist doch recht gestört!

    @Kirsten:
    Wow, Männer sehen sich das auch an? Die, die ich kenne, haben sich rundweg geweigert.
    Ja, Du hast recht, der reiche Schnösel ... als sie ihre Abschlussrede hält, da ist schon der Startschuss für das Absinken. Sie war nicht mehr so knuffig und süß und ihr Charakter wurde unliebsamer, was mir immer in ihrer Beziehung zu Lain aufgefallen ist.
    Wie man die Leutz schreibt, weiß ich auch nicht so genau. Ich glaube, ich habe es bei der obigen URL so gefunden.
    Und ja stimmt. Der Vater von Lains Babys spielt, wenn ich das recht in Erinnerung habe, auch bei "True Blood" mit. Da sieht er auf einmal unheimlich alt aus.

    LG
    Soleil

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  4. Anonym18.11.09

    Ich liebe diese Serie. Bin direkt eingestiegen als sie im Fernsehen anlief und inzwischen glücklich über meine eigenen DVDs. Habe gerade mal wieder ein Durchschauen hinter mir und geniesse diese Schlagaabtausch-Dialoge mit den vielen Anspielungen.

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  5. Hallo anjasi,

    ich habe bisher Session 1, 2 und 3 daheim und bin am überlegen, da aufzuhören. 1 ist für mich immer noch die beste.
    Die Dialoge gefallen mir auch am besten! Und natürlich die Nebencharaktere.
    Übrigens fehlte mit die Harfenspielerin auch irgendwann ...

    LG
    Soleil

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  6. Ich habe die Staffeln 1,2 und 5 zuhause, letztere habe ich auf DVD noch nicht einmal geguckt.

    Ein wenig hat es mich auch gestört, dass Vox die Serie irgendwann in einer Dauerschleife gesendet hat. Natürlich habe ich sie auch täglich geguckt, aber ich habe es mir damit irgendwie selber verdorben. Es war dann einfach nichts besonderes mehr ... ;)

    Oh, und meinem Mann haben vor allem Emily und Richard gefallen - und die vielen Anspielungen auf Musiker, Songs usw. die ich nur selten Verstanden habe. Oh, und natürlich der Musiker, der irgendwann in Lanes Band auftauchte (dessen Namen ich natürlich vergessen habe, was mir mein Liebster wohl nie verzeihen würde ;) )!

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  7. Ich habe heute die Staffel in unserer Uni-Bibliothek entdeckt! Ist das zu fassen? Werde sie in den nächsten Wochen ansehen (nachdem mich im August meine Brieffreundin bei meinem Besuch mit mehreren Folgen heiß darauf gemacht hat ;) ).

    Viele liebe Grüße
    Katrin

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  8. Hallo,

    @Kätzchen:
    Ja, die Serie kenne ich inzwischen auch in und auswendig, weil sie so oft im TV läuft ...
    Der blonde Musiker, der etwas älter als die anderen ist?

    @Katrin:
    Viel Spaß beim Anschauen!!

    LG
    Soleil

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  9. @Soleil: Jupp, genau der! Mein Mann war ganz hingerissen, als er den sah ... >g<

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  10. Ich gucke die Serie auch schon ziemlich lange. Früher immer nur wenn ich mal Zeit hatte und dann habe ich die ersten drei Staffeln auf DVD bekommen und konnte so mal alle Folgen hintereinander gucken. Mittlerweile habe ich auch die vierte, fünfte und sechste Staffel auf DVD. Ich muss sagen, dass mir die sechste Staffel am Besten gefallen hat. Die Versöhnung von Rory und Lorelai ist so schön!!

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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